Soldaten-Show an der Uni

■ Die Bundeswehr bläst zum „Großen Zapfenstreich“ im Hofgarten der Uni Bonn. Starke Proteste erwartet

Bonn (taz) – Nach der Gedenkfeier in Erfurt am vorigen Montag setzt die Bundeswehr die Tournee zu ihrem 40. Geburtstag fort. Am Donnerstag kommender Woche beim „Großen Zapfenstreich“ in Bonn soll es volksnah zugehen. Deshalb wird Rühes starke Truppe das Gewehr nicht in der Kaserne präsentieren, sondern öffentlich vor rund 1.500 Ehrengästen im Hofgarten der Universität. Wer dort demonstrieren will, muß zuweilen gegen die Hochschule vor Gericht ziehen. Die stellt diesmal jedoch das Gelände ohne Murren bereit, weil Kanzler Kohl dies so wünschte.

In dieser strammen Haltung steht das Rektorat derweil noch recht alleine. Verschiedene Gruppen der Friedensbewegung planen „viele phantasievolle gewaltfreie Aktionen“, denn das Militär-Ritual aus vordemokratischer Zeit „wird live im Fernsehen übertragen, und das Prestige des Kanzlers hängt daran“. Protest kündigt auch das Bonner Studierenden-Parlament an, das überdies „alle rechtlichen Möglichkeiten“ prüfen läßt, um den „Angriff auf die Autonomie der Universität“ zu verhindern. In einem anonymen Schreiben mit fingiertem Briefkopf appelliert der Universitätsdirektor „an alle, sich an gewalttätigen Protesten couragiert zu beteiligen“. Tatsächlich aber hat der Uni-Rektor zur Besonnenheit aufgerufen. Ein weiteres anonymes Schreiben an die taz propagiert derweil für nächsten Donnerstag „Chaostage“ in Bonn, um „die Stadt in Schutt und Asche zu legen“.

Währenddessen sorgen sich viele LokalpolitikerInnen um das Image ihrer Stadt als Hort der Harmlosigkeit: Die rot-grüne Ratsmehrheit will Bonn nach dem Regierungsumzug ausgerechnet als internationales UNO- und Nord-Süd-Zentrum etablieren. Und weil die Show am langen Donnerstag steigt, jammert der Einzelhandelsverband schon jetzt über mögliche Umsatzeinbußen und „negative Begleiterscheinungen“. Die Polzei schließlich wiegelt offiziell zwar ab, intern aber geht die Angst um vor der „schwierigsten Veranstaltung des Jahres“. Denn bislang verlief im Hofgarten nur ein einziger Militäraufmarsch völlig störungsfrei: der Paradezug der NS-Infanterie im März 1939.

Manche Beamten erinnern sich noch gut an ihren Einsatz 1980 beim letzten öffentlichen Zapfenstreich: Damit 150 Rekruten vereidigt werden konnten, sperrten 6.000 Ordnungshüter die gesamte Innenstadt ab, nahmen über hundert Personen fest und führten „für einige Stunden den Polizeistaat ein“, wie der damalige FDP-Generalsekretär Günter Verheugen bezeugte. Bernd Neubacher