Ein wahrhaft feiger Haufen

■ Die Wertegemeinschaft Nato läßt Claes fallen

Undank ist der Welt Lohn. Da hat einer nicht nur seine Partei finanziert und damit seinen Staat stabilisiert. Nein, im entscheidenden Moment, als andere die Nato schon abschreiben wollten, sprang Willy Claes in die Bresche. Ohne sich zu zieren, ohne substanzloses Reformgerede tat Willy seine Pflicht. Und jetzt, wo einmal Willy die Solidarität nötig gehabt hätte, die er seiner Partei, seinem Land und seinem Bündnis zukommen ließ, wird er ausgestoßen wie ein Infektionsherd. Da rede noch einer von der Nato als Wertegemeinschaft des Westens!

Was ist von einem Laden zu halten, der noch nicht mal seinen eigenen Generalsekretär gegen unqualifizierte Angriffe schützen kann? Untauglich zur Weltpolizei! Dabei ist es nicht nur moralisch verwerflich, Claes gleich bei einem ersten parlamentarischen Aufmucken in einem der kleinsten Mitgliedsländer fallenzulassen, nein, es ist auch hochgradig dumm. Schließlich hat Claes Talente, die bislang in seiner Rolle als Nato-Generalsekretär noch gar nicht zum Tragen gekommen sind. Wo er schon als Wirtschaftsminister aus einer simplen Hubschrauberbeschaffungsaktion ein Parteifinanzierungsprogramm improvisieren konnte, was hätte er da als Nato-Generalsekretär erst alles bewegen können! Man stelle sich vor, die Nato hätte eine zentrale Beschaffungsstelle eingerichtet, direkt unter dem Kommando von Willy. Das Problem der Mitgliedsbeiträge in der Allianz wäre gelöst gewesen!

Jedes beliebige Amtsgericht hält sich an die Regel: In dubio pro reo. Warum nicht die Nato? Bisher hat niemand dem Mann auch nur die kleinste Verfehlung nachgewiesen. Alles nur Gerüchte! Mindestens bis zu seiner rechtskräftigen Verurteilung hätte Willy den Schutz der größten Militärmacht der Welt verdient. Tatsächlich entpuppt die sich beim ersten Anpfiff als feiger Haufen. Jürgen Gottschlich