Eine Stiftung vor der Sinnfrage

■ Heute feiert sich wieder einmal die Deutsche Sporthilfe, dabei wären eher Umdenken und Sparsamkeit angebracht

Frankfurt/Main (dpa/taz) – Sportler haben was zu sagen bei der Deutschen Sporthilfe. Bei der heutigen Jubiläumsfeier der Stiftung in einem Frankfurter Hotel wird nicht nur der Kanzler selbst zu den Spitzen der deutschen Wirtschaft sprechen, sondern mit Anja Fichtel-Mauritz (Fechten) und Christian Blunck (Hockey) erstmals zwei Olympiasieger durch das zweistündige Programm führen. Ihr Motto heißt „Sportler sagen danke“.

Stolz ist man anläßlich der 25. Sitzung des Sporthilfe-Kuratoriums vor allem darauf, Kohl gewonnen zu haben, was bisher weder dem Deutschen Sport-Bund (DSB) noch dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) gelungen war.

Schon immer bestand eine wesentliche Fähigkeit der Sporthilfe darin, die eigenen Veranstaltungen auf das schönste zu feiern. Das geht vor allem auf den Stiftungs- Vater Josef Neckermann zurück, der sich mit den Kuratoriumssitzungen und auch mit dem jährlichen „Ball des Sports“ eine Bühne zur Selbstdarstellung schuf. Die wiederum schien ihm notwendig, um seiner Mission als „Bettler der Nation“ mit Erfolg nachgehen zu können. Unter Neckermanns Nachfolger Willi Daume und dem Essener Verleger Erich Schumann ist einiges nüchterner geworden. Doch die Frage stellt sich, ob die Stiftung, die seit ihrer Gründung 1967 rund 400 Millionen Mark an Fördermitteln aufgebracht hat, noch Grund zum Feiern hat.

Denn nimmt man die nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Zahlen der Sporthilfe zum Maßstab, dann stehen ihr schwere Zeiten bevor. Sie kalkuliert für 1996 bei Ausgaben von 29,145 Millionen (1995: 26,895) mit Förderleistungen von 24,2 (23,9) Millionen Mark. Von diesen (Netto-)Einnahmen sollen acht Millionen aus dem Erlös von Briefmarken, Telefonkarten und Zertifikaten kommen, 7,3 Millionen aus der Glücksspirale und 3,3 Millionen von der gemeinsam mit dem NOK betriebenen Deutschen Sport-Marketing (DSM). Dazu muß die Reserve mit 4,945 Millionen angegriffen werden. Aus eigenen Aktivitäten werden nur ganze 5,1 Millionen erwartet. Die Verwaltungskosten sind mit 4,161 Millionen Mark nicht gerade bescheiden.

Die Eckzahlen lassen nur wenig Spielraum für Interpretationen. Im Zeitalter drastisch zurückgehenden Mäzenatentums bringt die so überaus starke deutsche Wirtschaft zwar 1,5 Milliarden für Sponsoring, aber gerade einmal 5,1 Millionen an Spenden auf, was die Frankfurter Kuratoriumslosung „Wir helfen Sportlern“ sehr relativiert. Zudem übersteigt das erwartete Spendenaufkommen nur noch knapp die Verwaltungskosten, was jeder Stiftung die Sinnfrage stellt. Gelingt es der Sporthilfe nicht, jährlich fünf Millionen zusätzlich aufzutreiben, dann wird sie irgendwann Konkurs anmelden oder aber ihre Förderungen dramatisch einschränken müssen.

Es sei denn, die Stiftung entwickelt unter Schumann bisher nicht gekannte Kreativität, und/oder die Wirtschaft zeigt sich spendabler. Überprüft werden muß auf jeden Fall die Bürokratie. Die Sporthilfe leistet sich 27 Festangestellte, darunter einen Generalsekretär, dessen Gehalt mit dem des Starredners Kohl vergleichbar und damit europäische Spitze bei nationalen Sportorganisationen ist.