Intimes Tagebuch

■ EU-Kommissarin Bjerregaard plaudert

Berlin (taz) – Ritt Bjerregaard ist als offenherzig bekannt. Jetzt hat die dänische EU-Umweltkommissarin in ihren Tagebüchern pikante Details aus dem Innenleben der Europa-Regierung ausgebreitet. In einer Vorabveröffentlichung zitieren dänische Zeitungen sie mit den Worten, Frankreichs Präsident Jacques Chirac lasse seine Atombomben halt testen, weil ein neuer Staatschef seinen Wählern zeigen müsse, „was für einen Kerl sie gewählt haben“.

Gegenüber EU-Kommissionspräsident Jacques Santer benehme Chirac sich „schlampig und gleichgültig“. Kanzler Helmut Kohl erhält nur wenig bessere Noten von der streitbaren Dame. Dem sei bei einem Gespräch mit ihr in Berlin „überhaupt nicht klargewesen, mit wem er da gerade plaudert“. Aber immer noch besser als EU-Kommissar Martin Bangemann (FDP). Der fehle eigentlich bei den meisten Kommissionssitzungen. „Inzwischen bin ich erstaunt, wenn er mal da ist.“

Brüsseler Beamte zeigten sich empört, daß solche Details aus den geheimen Kommissionsberatungen öffentlich würden. Und auch die dänische Regierung ging gestern auf Distanz. Außenminister Niels Petersen sagte in New York: „Sie hat ihre Möglichkeiten kaputtgemacht, als Kommissionsmitglied für Umweltfragen etwas zu bewegen.“ Bjerregaard war auch nicht davor zurückgeschreckt, dem Publikum einen intimen Blick in die Ehen führender dänischer Politiker zu erlauben. ten