Sarghersteller beklagen Trend zur Einäscherung

■ Eine Ökoplakette soll Kunden ihre umweltgerechte Entsorgung garantieren

Bonn (taz) – Der Bundesverband der Sargindustrie (BVSI) ist unzufrieden. Zwar setzte der Wirtschaftszweig im vorigen Jahr mit etwa 2.000 Beschäftigten satte 213,2 Millionen Mark um und brachte rund 511.000 „Einheiten“ unter die Erde – zu Preisen zwischen 500 und 2.500 Mark ab Werk. Und auch die Absatzeinbußen infolge importierter Billigkisten aus Osteuropa konnten mittlerweile gestoppt werden.

Dennoch versammelte die Spitze des Verbandes aus rund 100 Herstellern gestern die Presse in Bonn, um Klage zu führen. Der Absatz ist im letzten Jahr gesunken, und das nicht nur, weil es beim Sterben im letzten Jahr keine Hochkonjunktur gab – die Zahl der Toten war im Vergleich zu 1993 um 1,3 Prozent gesunken. Sorge macht den Sargherstellern vielmehr die Zunahme von Low- Budget-Einäscherungen mit Hilfe von Furnier- oder Sperrholzsärgen. Die Verbandsbotschaft: Sargkisten brauchen das „BVSI- Vollholzzeichen“, sonst ist alles nichts. Denn erstens zog der verstärkte Absatz der preiswerteren Särge bereits 1994 Umsatzeinbußen von einem Prozent nach sich, und zweitens schadet er der Umwelt. Irrig sei die Annahme vieler Käufer, der billigere Furnier- oder Sperrholzsarg reiche vollauf für die Feuerbestattung, da er ohnehin verbrannt werde, erläuterte der BVSI-Vorsitzende Heinz Kämmerling. Gerade beim Verfeuern nämlich tun Vollholzsärge nach Ansicht des Verbandes besonders not, da nur sie eine rückstandslose Verbrennung garantierten. Andernfalls muß das Krematorium kräftig Kohle oder Benzin nachlegen – und wenn dann noch die Oberfläche Rückstände von Schwermetallen aufweist und der Sarg nicht umweltgerecht verleimt ist, drohen laut Kämmerling sogar explosionsartige Verbrennungen; dann ist der Ofen womöglich völlig aus. Ohnehin tritt derjenige, der nach einer traditionellen Vergruftung den Grabstein von unten betrachtet, mit einer besseren Ökobilanz vor den Herrn als der eingeäscherte Leichnam.

Zur Orientierung der Kunden hat die „Fachgemeinschaft Särge aus Vollholz“ im Bundesverband deshalb des „BVSI-Vollholzzeichen“ entwickelt. Außen an der Stirnseite des Sargunterteils angebracht, soll es den ökologisch unbedenklichen Sarg von dubiosen Seifenkisten unterscheiden helfen. Eine Umweltverschmutzung durch die Verfeuerung der Holzsärge ist nach Auskunft des Verbandes derweil ausgeschlossen – schließlich ist „Holzverbrauch ein wichtiger Beitrag zur Pflege und Erhaltung unseres Waldes“. Bernd Neubacher