■ Normalzeit
: Möbel-Max hat's!

Rund 3.000 DDR-Betriebe wurden bisher über ihre leitenden Angestellten von der Treuhand privatisiert. Diese amerikanische Idee des „Management Buy Out“ (MBO) kam über die Kasseler Arbeitsgemeinschaft für Partnerschaft in der Wirtschaft (AGP) dort an.

In der AGP propagiert man dazu noch die „Mitarbeiterbeteiligung“, die es schon in 500 Ostbetrieben gibt: Um das alte Unten- Denken „Klasse gegen Klasse“ auszuhebeln, das jetzt wieder in Form der „Standort-Debatte“ ganz neu von oben aus greift – zugunsten eines alle motivierenden „Teamgeistes“.

Das größte MBO im Handel wurde bei dem 1980 durch Groß- und Einzelhandels-Kombination entstandenen Sozialistischen Großhandelsbetrieb Berlin (SGB Möbel) praktiziert. Dieses „Unternehmen im Aufbruch“ heißt jetzt „Möbel-Max“, und sein geschäftsführender Gesellschafter Hans-Jürgen Prillwitz denkt gerade zusammen mit der AGP über eine Mitarbeiterbeteiligung nach. An sechs Standorten sind derzeit 208 überwiegend Frauen beschäftigt, jüngst wurde ein „Möbel-Max-Beirat“ gewählt.

Rolf Schneider nennt das Erfolgskonzept der Berliner Möbelhandelskette „Bitterfelder Barock“. Da die meisten Einrichtungsensembles jedoch von italienischem Design inspiriert und ebenso benamt sind, würde ich eher von „Neuruppiner Novecento“ sprechen: eine in Wohnstandbildern gleichsam innegehaltende Lebens-Beschleunigung – man schaue sich dazu nur im „Flagschiff“, in den vier Möbel- Max-Etagen der Landsberger Allee, um. Dort findet sich auch noch die – jetzt gewendete – „Wohnidee für eine WBS70- Dreiraumwohnung“.

Mit dieser „Musterwohnung“ präsentierte sich der „SGB Möbel“ 1986 erstmalig im gerade bezugsfertigen Neubaugebiet Hohenschönhausen („vor Ort“) – schon damals mit großem Erfolg. Auch nach der Wende, erzählt Prillwitz, „kannten zwar alle Max, aber manchmal wußte keiner mehr so richtig, wo der sich gerade befand“. Die Firma verlor ihre Verkaufsflächen am Alex, in der Chausseestraße und in der Frankfurter Allee und sucht jetzt neue Lager.

Die bisher fehlende – für ein umsatzstarkes Möbelhaus schwer absurde – Immobilität hält Prillwitz für den eigentlichen Grund, warum die Belegschaft sich bei einer Umfrage jüngst eher reserviert gegenüber der Mitarbeiterbeteiligung zeigte.

Daran konnte dann auch Finanzsenator Pieroths öffentlicher Zuspruch nichts ändern: „Bei Pohl und Kohl liegt die Mitarbeiterbeteiligung in guten Händen!“ Er dachte dabei an eine gesetzliche Erhöhung der „Anreize“ – in Form von Arbeitnehmersparzulage und Steuerfreibetrag, die „statt Volkseigentum ein Volk von Eigentümern“ schaffen. Noch einmal auf die unsicheren Standorte anspielend, etwa beim Alten Schlachthof und an der Kulturbrauerei, konkretisierte Prillwitz: „Woran beteilige ich mich denn eigentlich? An der Flucht durch Berlin oder an den Schulden, die daraus folgen?“

Dazu passend lief sein erster Videowerbefilm: „Möbel-Max startet durch – 30 Möbel-Max- Möbelwagen fahren durch die Stadt“: Obwohl darin nur gezeigt wird, wie diese „Armada“ durch die Ostbezirke braust, spürt man richtig, wie dabei der Umsatz steigt. Das muß man erst einmal schaffen. 160.000 Kunden gibt es bereits, ihre Zahl ist derzeit zwar rückläufig, nichtsdestotrotz aber umsatzstabil. Neue Kunden will man nicht zuletzt über eine Flexibilisierung der Ladenschlußzeiten gewinnen. Max Time heißt schon mal die Hauszeitung, und das sollen bald auch alle Plattenbausiedlungs-Bewohner sagen, wenn sie plötzlich spätabends noch das Bedürfnis überkommt, sich gründlich aufzumöbeln. Helmut Höge

wird fortgesetzt