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: Ach nee, Hape

„Warmumsherz“, Donnerstag, ARD, 21.45 Uhr

Mein lieber Schwan, das war aber nu echt 'n TV-Abend mit lauter Gutmenschen. Kaum hatte sich unsereins in der ersten aller ersten Reihen niedergelassen, flötete auch schon Kammersänger Günter Wewel was von den Schönheiten des Weserberglandes daher. Und klangen einem noch seine letzten Weisen im Ohr, da mahnte schon Klaus Bednarz, die verwerfliche Industriehaltung von Zuchtkaninchen zu brandmarken. Doch dann erschien auf dem Schirm Hape Kerkeling mit seiner neuen Nummer „Warmumsherz“. Ein Titel, der in seiner offensiven Aneinanderschreibung von Einzelwörtern endlich Boshaftes erhoffen ließ. Doch was trieb der Anarcho- Virtuose da bei der ARD!? Eine weitere Gutmensch- Show um einen Zeitgenossen, der seine Freizeit für die Versorgung darbender Zirkustiere opferte. Redlich mühte sich Hape mit der ihm eigenen Schnoddrigkeit („Wat soll dat denn für 'ne Nummer werden?“) um Leben, wo eigentlich nur tote Hose war. Sicher, der Hund, der „Mama“ sagen konnte, machte seine Sache gut, war aber letztlich auch nicht besser als der von Loriot. Und Mama Montserrat Caballé (nebst Tochter), die Kölsch- Kapelle namens Bläck Fööss und Ulla Kock am Brink lieferten eher hochnotpeinliche Auftritte.

Warum die ARD ihren letzten fähigen Entertainer in diesem „Laß dich überraschen“-Aufguß verschenkt, bleibt ihr Geheimnis. Uns blieb nur der Trost, daß unser aller Betroffenste, Margarethe, bei der Konkurrenz anschließend vorführte, daß unser aller Bester, Dr. Best (der, wo immer die Tomate so zärtlich zahnbürstelt), kein Fake ist und sogar Dr. Best heißt. Ein Ami zwar, war er doch der beste Deutsche an diesem Abend der guten Deutschen. Reinhard Lüke