Nachschlag

■ SF-Komödie um den ultimativ letzten Döner im Tiyatrom

Mit etwas Chandler und viel Milljöh Foto: Thomas Aurin

Drei Dinge schätzt ein Privatdetektiv: Seinen Trenchcoat, harte Drinks und schöne Frauen. Letztere platzen gern unangemeldet in sein Büro und bringen mit einem dicken Scheck ein bißchen Glanz in die armselige Bude. So passiert es Philip Marlowe, und so beginnt der Krimi auch für Kazim Bogert. Außen hart, innen weich und oben mit Hut ist der Berliner Privatdetektiv seinem amerikanischen Vorbild durchaus ebenbürtig. Sein gefährlicher Auftrag: Die Suche nach dem ultimativen Döner samt Spezialsoße. Dieses letzte Relikt türkischer Kultur ist in der Science-fiction-Komödie nämlich offiziell verboten und wird nur noch von der Mafia zu Höchstpreisen an Süchtige verkauft.

Für ihr Stück „Der letzte Döner“ hat sich die Berliner Film- und Theaterautorin Gaby Sikorski ungeniert bei Marlowe-Vater Raymond Chandler bedient, Berliner Milljöh und Kiezoriginale hinzugefügt und daraus eine höchst amüsante deutsch-türkische Mischung gemacht. Die Theatergruppe Kulis, die 1985 aus einem Volkshochschulprojekt mit türkischen Jugendlichen entstanden ist, hat sich zu einem recht professionellen Ensemble entwickelt. Virtuos und witzig verkörpern die sechs DarstellerInnen in der Regie von Chris Kurbjuhn teilweise auch mehrere Figuren.

Nizamettin Namidar persifliert den coolen Macho Kazim Bogert mit lässig verzogenen Mundwinkeln. Vorurteile weiß er zu kontern: „Ich bin Türke, aber Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben.“ Ausländerfeindlichkeit nimmt auch Ali Yigit aufs Korn, der als tumber Bulle „ballienernd“ seinem Rassismus frönt: „Ein Türke, der besser deutsch spricht wie icke, wa. Den mach ick fertig, wa.“ Wie ein Hollywoodvamp wirkt hingegen Iris Wegner, die als Doppelagentin mit rauchiger Stimme Knoblauch als das absolute Aphrodisiakum beschwört. Der pathetische Patriotismus der Döner-Dealerin Bonnie (Sükriye Dönmez) hingegen gleitet leicht ins Peinliche ab. Statt durch schlagfertige Dialoge wird das Tempo irgendwann ohnehin eher durch Prügeleien und Pistolenschüsse aufrechterhalten. Erst zum Schluß kriegt das Stück wieder den ironischen Dreh, wenn der Detektiv von einem Berlin träumt, in dem Deutsche und Türken traulich zusammen auf der Parkbank sitzen und ihre Döner essen. Da wissen wir im Publikum doch erst, wie gut wir's haben. Anne Winter

14.-18. 11., 20 Uhr, Tiyatrom, Alte Jakobstraße 12; 23.-26. 11. und 30. 11.-3. 12., 20 Uhr, Ratibortheater, Cuvrystraße 20