■ Der ANC triumphiert bei der Kommunalwahl in Südafrika
: Solidarität und Geduld

Der erste schwarze Präsident von Südafrika, Nelson Mandela, trat vor 18 Monaten mit einem großen Versprechen an. Die Lebensverhältnisse der schwarzen Bevölkerungsmehrheit wollten er und der ANC verbessern, und entsprechend hochgesteckt waren die Erwartungen. An den Lebensverhältnissen der meisten Schwarzen hat sich bislang nicht sehr viel geändert. Der Umbau der Apartheid-Gesellschaft kann nicht über Nacht und auch nicht binnen eineinhalb Jahren erfolgen. Die Kommunalwahl am 1. November war also für den ANC die erste Nagelprobe. Die Wahl verlief friedlich, wenn auch ziemlich chaotisch; in einer so polarisierten und gewaltbereiten Gesellschaft wie in Südafrika ist das gar nicht hoch genug zu bewerten.

Noch immer liegt kein Endergebnis vor, aber der Trend ist eindeutig. Die Hoffnung der Oppositionsparteien, daß die Unzufriedenheit vieler Schwarzer sich im Wahlergebnis niederschlagen würde, war eine Illusion. Die Wahl war mit einer voraussichtlichen Zweidrittelmehrheit ein Triumphzug für den ANC und keineswegs ein Denkzettel, wie vor allem die ehemaligen Machthaber in der Nationalen Partei gehofft hatten. Die ohnehin schwache Opposition ist mit Ausnahme der Nationalen Partei, die bei rund 20 Prozent liegt, noch stärker marginalisiert. Eine der wenigen Ausnahmen: Pretoria, die potentielle Hauptstadt, fiel an die Nationale Partei – das ist zugleich eine der wenigen Niederlagen für den ANC.

Doch der ANC kann sich noch einmal der Solidarität und Geduld seiner Wähler sicher sein, die durch kaum etwas zu erschüttern zu sein scheinen. Die Hoffnung von Millionen hängt nicht zuletzt an der Figur Nelson Mandelas, an dessen Charisma und unumstrittenen Führungsqualitäten. Selbst Horte des Burentums wie Bloemfontein, Paarl und Stellenbosch werden jetzt vom ANC regiert. Mit diesem Wahlergebnis kann die ehemalige Befreiungsbewegung im Wortsinne Staat machen.

Auch wenn bei Kommunalwahlen andere Faktoren eine Rolle spielen, ist es nicht unwahrscheinlich, daß der ANC bei den nächsten Parlamentswahlen 1999 ebenfalls eine Zweidrittelmehrheit gewinnen wird. Die aber birgt, wie die Nachbarländer Namibia und Simbabwe zeigen, durchaus Gefahren für die Demokratisierung. Und einen Präsidenten Mandela wird es dann nicht mehr geben. Kordula Doerfler, Johannesburg