Trauer und Besorgnis

■ Weltweit warnen Politiker vor Rückschlag für den Friedensprozeß

„Jitzhak Rabin war ein großer Patriot. Er hat im Kampf für den Frieden sein Leben verloren.“ Mit diesen Worten reagierte Bundeskanzler Helmut Kohl noch in der Nacht zum Sonntag auf die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten.

Die Ermordung Rabins löste gestern in aller Welt Trauer und Empörung aus. In einem Telegramm an seinen israelischen Kollegen Eser Weizman schrieb Bundespräsident Roman Herzog, Rabin habe die Stärke gehabt, „den langjährigen Gegensatz zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn zu überwinden.“ Deutschland wird heute mit einer hochrangigen Delegation an den Trauerfeierlichkeiten teilnehmen: Neben Herzog und Kohl werden auch Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Außenminister Klaus Kinkel nach Jerusalem fliegen.

In Oslo, wo Rabin im vergangenen Jahr gemeinsam mit Außenminister Peres und PLO-Chef Arafat den Friedensnobelpreis entgegengenommen hatte, erklärte Norwegens Außenminister Björn Tore Godal: „Es ist klar, daß dies ein Anschlag gegen den Friedensprozeß in Nahost war. Aber ich bin überzeugt, daß die politischen Absichten fehlschlagen werden.“ Der russische Präsident Boris Jelzin war weniger optimistisch: Er erklärte, extremistische Kräfte wollten offenbar den Friedensprozeß zum Scheitern bringen „und den Nahen Osten erneut in Leiden und Blut stürzen.“ Tief betroffen äußerte sich gestern auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis. Es sei ihm völlig unbegreiflich, „daß es auch auf israelischer Seite solche Mörder gibt.“ Karin Flothmann