■ Kommentare Quotenregelung ist am Ende die einzige Chance
: Gegen Macho-Clique

Selbstverständlich wäre alles viel schöner, wenn die Gesellschaft den Frauen naturgemäß gleiche Rechte einräumen würde, wenn es eine Diskriminierung nie gegeben hätte. Auch wäre es ganz schön, wenn sich die Frauen ihren Platz in der Welt selbst erobern könnten, wenn es schon auf freiwilliger Basis zwischen den Geschlechtern nicht klappt. Vielleicht sehen auch manche diesen Kampf deshalb als aussichtsreicher an, weil er die Gegner, also die Männerwelt, aber auch die sogenannten „Frauchen“ beizeiten lehrt, daß wir stark sind und einmal erreichte Positionen nicht mehr räumen werden.

Doch die Welt ist nicht so. Mehr als 150 Jahre Kampf um Frauenemanzipation in der modernen bürgerlichen Welt, aber auch im Realsozialismus, haben uns zwar die Berechtigung zur Arbeit gebracht, aber keine Gleichberechtigung. Das im 20. Jahrhundert überall durchgesetzte Wahlrecht hat den Frauen gerade mal in einer Handvoll Länder mehr als 15 Prozent Abgeordnetensitze oder Bürgermeisterposten eingebracht; in Führungspositionen gar sind Frauen aber auch im Kommunismus nur höchst selten aufgerückt, und wenn, dann meist über die Uraltschiene: weil sie mit einem hohen Funktionär oder ZK- Mitglied verheiratet waren.

Das Problem ist, daß Frauen eben nur dort zulangen können, wo es Reservate gibt. Dann können sie sich beweisen, und dann haben sie auch viel mehr Möglichkeit, unbefangen und ohne den grauenhaften Streß der Konkurrenz arbeiten zu können. Es ist dies ein viel zu wenig beachteter Aspekt der Quotenregelungen. Wenn Frauen sich selbst durchkämpfen müssen, sind sie aus vielen Gründen überfordert. Denn eine Frau muß nicht nur ihren Arbeitsplatz- oder Aufstiegskampf in besonders behinderter Weise führen, weil sie zu Hause noch den Haushalt führt, Kinder pflegt oder andere Zusatzbelastungen mit sich herumschleppt. Sie muß auch gegen die eingefahrene Macho-Clique antreten, die sich ihren Arbeitsplatz oder ihr parlamentarisches Dasein ganz nach ihrem männlichen Gusto eingerichtet hat und Frauen allenfalls als potentielle Betthäschen oder Kaffeezubereiterinnen akzeptiert.

Die Frauen, die bisher in Spitzenpositionen angekommen sind, haben in den meisten Fällen auf Kinder und oft überhaupt auf dauerhafte Beziehungen verzichtet, um die ganze Kraft der Arbeit zu widmen. Etwas, was Männern nur selten einfällt.

Wahrscheinlich also ist die Quotenregelung die einzige Chance, nicht nur Arbeitsplätze zu erlangen oder politische Positionen zu besetzen, sondern diese auch breitflächig mit weiblichen Akzenten zu versehen. Aminta Di Capua

Die Autorin gehört zur italienischen Bewegung „Cultura e territorio“, die in den siebziger Jahren in Kleinstädten bei Rom alternative Begegnungsformen initiierte.