■ Daumenkino
: Schnelle und Tote

Ein um jede Komplikation erleichterter Western könnte das Vehikel werden, mit dem sich Sharon Stone, bislang niedergestreckt von einem beaver shot, in den E-Bereich hinaufhievt. Wo der Spiegel sie doch nun schon zum Kernkraftwerk erklärt hat („die Sterne mögen noch so groß sein und noch so heiß von innen strahlen – ihr Schein erreicht uns nur als fernes und sehr kaltes Funkeln. Sharon Stone strahlt heller und brennt nicht einmal dabei“)! Den Slogan für ihren Western Schneller als der Tod wünscht die Stone auch auf ihre Karriere anzuwenden: „Du kannst sie nicht übersehen. Du kannst sie nicht besiegen. Du kannst ihr nicht widerstehen. Du hast keine Chance...“ Äußerlich schwankend zwischen Madonna, Hillary Clinton (vor allem, als sie sich kürzlich in Paris von Kultusminister Douste-Blazy zum Ritter für Arts et lettres schlagen ließ) und einem Virginia Cowgirl von Walker Evans hat sie kürzlich ihren Herzenswunsch bekanntgegeben: „Einmal mit Robert De Niro spielen.“ Soll sie haben; gemeinsam proben sie für den nächsten Scorsese-Film, der wohl „Casino“ heißen wird, und in dem die Stone spielt und säuft und kokst. Koks hat schon immer Charakter gegeben.

Ihre Western-Performance hat die Stone offenbar an Joan Crawford (ist schiefgegangen) und sehr heftig an Raquel Welch ausgerichtet (schon eher). Sie trägt fast den ganzen Film hindurch hellbraunes Leder: Vamp und Wüstenratte.

In seiner ehernen Einfachheit hat Schneller als der Tod sogar was: Die Revolverheldin Ellen kehrt an die Stätte ihrer Kindheit zurück, einen kleinen Ort mit dem sinnvollen Namen „Redemption“. (Auch das erinnert an Madonnas „Survival“). Ihr Vater war hier einst Marshall und verstarb, wie das Presseheft schaudernd vermerkt, „auf unvorstellbar grausame Weise“. (Stone fügte hinzu: „Erschossen zu werden ist ein schrecklicher Vorgang.“) Der Bürgermeister ist Gene Hackman und von daher grundübel. Sein Sohn ist hingegen nicht so übel, und das findet auch Sharon. Er ist „the Kid“, Leonardo di Carpo, der inzwischen ebenso in jedem Film anzutreffen ist wie Sandra Bullock oder Keanu Reeves, ob euch das gefällt oder nicht.

Jedenfalls also wird ohne große Umschweife ein Schießwettbewerb eingerichtet, was einen der Schwierigkeit enthebt, die diversen Erschießungen dramaturgisch herzuleiten. Schießen tun sie sowieso. Farben und Blickdramaturgie sind konsequent sergio-leonisch.

Wie jeder andere Western läuft die Sache zum Schluß auf die Etablierung des Gesetzes hinaus. Und wenn der Regisseur dann noch Sam Raimi („Unser Ziel ist Unterhaltung“) heißt, der durch Subversionshorror wie The Evil Dead bekannt ist, so ist man gänzlich zufrieden.mn

„Schneller als der Tod“, Regie: Sam Raimi