Sanssouci
: Vorschlag

■ Blick zurück ganz light: "The Frauleins" im Kama-Theater

Aufbaulieder, Schwein gehabt Foto: Thomas Aurin

Sie flöten ins Telefon, blinkern mit den Augen und haben das Herz auf dem rechten Fleck, auch wenn die eine im BDM ist und bei Hitlers Selbstmord in Tränen ausbricht. Sie schummeln sich in der Männerwelt durch, machen, was sie wollen und machen doch mit, in der Kriegsmaschinerie. Und zwar schwungvoll und heiter, denn die drei „Frauleins“ vom „Umsetzetisch“ bei der Marine irgendwo auf einer Insel in der Nordsee haben stets ein fröhliches Lied auf den Lippen. Sollte es mal kurze Zeit etwas brenzlig werden, wenn etwa der gestrenge Vorgesetzte Mayer sie beim Feindsenderhören ertappt, legen sie noch etwas zu: mit einem sopranösen Tremolo wickeln sie noch jeden Mann ein.

Diese Light-Variante des Blicks zurück gestattet sich das Kama-Theater. Avec plaisir. So kennt man's hier, so liebt man's. Das Stück von Vater Nottke, inszeniert von Kama-Prinzipalin Katja Nottke, hat sich wieder ganz dem Amüsement verschrieben. Auf höchstem Niveau, wie gewohnt. Die Nummern und Töne sitzen, die Gesten kommen locker. Und die Aufbaulieder der Kriegsendzeit schmachten dahin, jeder Ton ein Roman über die Gefühls- und Sehnsuchtslage von damals. „The Show Goes On“, wurde gefeiert; gepaart mit der goldenen Berliner Schnodderschnauze von Lene (Alina Lieske), knackigen Dialogen und den Songs der „Andrew Sisters“, o ja: so gesehen fällt der Blick zurück nicht schwer. Selbst Walter Momper lacht am Nebentisch.

Als Anchorman der Rettungsaktion zugunsten des Kama- Theaters war er zur Premiere geladen. Die Gala-Veranstaltung mit dem Motto „The Show Goes On“ im Theater des Westens war allerdings ein ähnlicher Flop wie die Wahlen für die SPD. Gerade mal 18.000 Mark sprangen für das Kama heraus. Und das inklusive der Summe, die die Versteigerung der Stühle in dem kleinen Privattheater einbrachte. Nur sieben Fans ersteigerten sich einen der 99 Stühle für mindestens 1.000 Mark. Und der neu gegründete Förderkreis hat bislang nur 25 Mitglieder. Doch wie heißt es auf der Bühne so gerne nach dem Stück von Ernst Toller? „Hoppla, wir leben“. Die neue Show zeigt es. Petra Brändle

Bis auf weiteres, Di-So, 20 Uhr, Kama-Theater, Friesen-/Ecke Schwiebusser Straße, Kreuzberg