Sanssouci
: Vorschlag

■ Atari Teenage Riot ausgerechnet mit KMFDM im Loft

1995 und Punk ist zurück – ungefragt, ob das noch jemand hören möchte. Am anderen Ende der Skala macht Techno Kinder glücklich und Instrumentalisten unglücklich. Unversöhnliche Gegensätze, bis irgendwann einmal Bekleidungslinien auftauchten, auf deren Oberteilen „Terror“ stand. Tatsächlich schien dies so etwas wie eine Brücke zwischen linken BomberjackenträgerInnen und Techno-Kindern geschlagen zu haben.

Auf dieser Brücke arbeiten auch Atari Teenage Riot – spätestens seit ihrer letzten Platte „1995“. Der erste Riot liegt schon hinter ihnen. 1994 lösen sich die drei von ihrem Major-Label Phonogram, weil die sie in die Techno/Rave-Ecke stellen wollen. Mit der Vorabkohle gründen sie ,Digital Hardcore Recordings‘. Und auch Alec Empire, der Ober-Atari, hat mit seinen Soloprojekten wieder härtere Töne bevorzugt. Nenn es Anarcho-Techno, nenn es Syndikalisten-Punk – es wird sie nicht kümmern. Genau wie sich Alec Empire, Hanin Elias und Carl Crack 1994 mit ihrer Single „Raverbashing“ von Techno und Raves lossagten, hatten auch KMFDM einen Bruch mit ihrer Hamburger Szene, verließen schon vor Jahren das Land, um in Amerika bekannte Industrialisten zu werden. Im Gegensatz zu den USA, wo offensichtlich noch weit mehr Speed konsumiert wird, und deswegen Industrial und EBM einen nicht zu vernachlässigenden Stellenwert haben, ist die Fangemeinschaft hier geschrumpft. Bei KMFDM steht sie außerdem, vielleicht wegen ihrer Labelverwandtschaft mit Front 242 und Laibach, im Ruf, rechts zu sein – was von Sascha Konietzko, der neben En Esch KMFDM ist, bestritten wird.

Warum ausgerechnet Atari Teenage Riot mit KMFDM zusammenspielen, ist nicht ganz einleuchtend, aber das war die Atari-Show vor Dinosaur Jr. auch nicht. Verblüffend ist, daß die Platten, die bei beiden zu gleicher Zeit erschienen, ähnliche Titelgebungen aufweisen. „Terror“ und „Revolution“ ist da zu lesen. Vielleicht müßte man doch mal die Mittel überdenken. Annette Weber

Morgen, 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg