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Galerienspiegel

Seit 40 Jahren Wahlrömer und Mitbegründer der Arte povera ist der aus Piräus gebürtige Jannis Kounellis. Baumwolle, Kohle, Jute, Ruß und Rost, aber auch Gasflammen, Gold und Fragmente antiker Statuen bestimmen seine Installationen. Als einer der wichtigsten Plastiker der Gegenwartskunst hat er für den Kuppelsaal der Hamburger Kunsthalle eine neue Arbeit entworfen, parallel dazu gibt es mit Objekten nebst einer Fotodokumentation im Altbau eine Retrospektive auf das bisherige Werk. Eröffnung morgen, 19 Uhr, Hamburger Kunsthalle, bis 7. Januar 1996.

  

Es ist eine seltsame Vorstellung, daß bereits im ersten Jahrzehnt nach unserer Zeitrechnung römische Soldaten die Unterelbe erforschten und bis nach Helgoland segelten. Zwar gehen die heute hier üblichen Pizzerien auf andere Ursachen zurück, aber die überaus zahlreichen Funde römischer Kunst in Gräbern der Elbgermanen ermuntern zum überraschenden Ausstellungstitel Rom an der Niederelbe. Ob mit Waffen oder Schmuck, die damalige Weltmacht wollte mit allen Mitteln die wilden Norddeutschen kolonisieren. Aber die undurchdringlich bewaldeten Gebiete Nordgermaniens blieben leider uneroberbar, ihre Bewohner bereiteten in der legendären Varusschlacht bekanntlich im Jahre 9 nach Christus den Römern eine vernichtende Niederlage. Handel und Söldnerwesen mußten also die Zivilisierung übernehmen, für Entlohnung und Export stellten die überlegenen römischen Werkstätten eigens Objekte in assimilierten Kulturformen her.Eröffnung morgen, 18 Uhr, Helms Museum, Hamburger Museum für Archäologie, Museumsplatz 2 (Harburg), tägl. außer Mo 10-17 Uhr, bis 3. März 1996.

Martina Pisbach und Jeannine Schulz zeigen 28 Schwarzweißfotos von Frauen, meist Akte, unter dem Titel Zartes Wildfleisch. Freitag, 21 Uhr, Frauenkneipe, Stresemannstr. 60.

Weil Entwicklung und Regeneration etwas mit dem Anliegen der Ausbildung zu tun haben, haben die bekannten Hamburger Maler Martin Conrad und Ralf-Rainer Odenwald mit zwei großen dialogischen Wandbildern zum Thema Wald und Garten das Treppenhaus eines neuen Seminargebäudes geschmückt. Einweihung Freitag, 14 Uhr, Berufsförderungswerk Hamburg, August-Krogman-Str. 52, Haus W, Farmsen.

 Von Lichtflecken überpunktet ist Dieter Vieg auf der Einladungskarte porträtiert, und das ist gut getroffen, denn: „Ich punkte für mein Leben gern“, sagt der Künstler, der seine Aquarelle, Acryle und Ölbilder aus einzelnen Farbpunkten aufbaut, bis sie wie maschinell erstellt aussehen. Eröffnung Freitag, 20 Uhr, Künstlerhaus Bergedorf, Möörkenweg 18 b-g, Fr-So 16-20 Uhr, bis 3. Dezember.

Was macht Vincent unter dem Bett Ihrer Frau? Ein guter Titel und eine von den Künstlern kassierte Hängegebühr: fertig ist die Ausstellung von Arbeiten, denen – aus welchem Grund auch immer – die Öffentlichkeit bisher versagt blieb. Solche schrägen Kunstvermittler bevölkern zunehmend die Szene. Hier darf mildernd verraten werden, daß die Veranstalterin selbst Künstlerin ist. Kunst in Bewegung, Große Rainstr. 39a, 18. und 19. November, 14-18 Uhr.

Von modernen Künstlern ist es oft gewollt, für alte Kunst eine Katastrophe: Immer schneller sind Kunstwerke dem Verfall ausgesetzt. Da wird Restaurierung zu einer eigenen Kunst. Kunst über Kunst heißt eine Ausstellung zu den Techniken der Restaurierung, zusammengestellt vom Istituto per l'Arte e il Restauro Palazzo Spinelli in Florenz. Istituto Italiano di Cultura, Hansastr. 6, Mo-Fr 10-12 + 14.30-16 Uhr, bis 21. November.

Malerei heißt die Ausstellung, und hinter so klarer Eindeutigkeit verbirgt sich die Vielfalt aktueller Tendenzen vom mathematisch genau abgezirkelten grauen Bildfeld bis zu naturnahen Farbwolken. Die Künstler: Martin Assig, Alan Charlton, Caroline von Grone, Marcia Hafif, Peter Heber, Olav Christopher Jenssen. Galerie DörriePiess, Admiralitätstr. 71, Di-Fr 11-13 + 15-18, Sa 12-14 Uhr, bis 16. Dezember.

Zwei Millionen Einwohner, 2000 Schlösser, ärmstes Bundesland. Dazu ein reichbestücktes Museum in Schwerin, von Hamburg und Berlin gleichermaßen für Provinz gehalten. Da hilft nur eine List: Als erstes deutsches Kunstmuseum ist das Staatliche Museum Schwerin im Internet erreichbar und stellt seine Projekte – beispielsweise die wunderschöne bis Sonntag laufende Ausstellung Marcel Duchamp Respirateur – im World Wide Web vor. Adresse: http://www.hansenet.de/.

Josch

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