Weiß und korrupt

■ Brasiliens Sportminister Pelé holt zum Schlag gegen Volksvertreter aus

Rio de Janeiro (taz) – Nur „Pelé“ kann sich solche Kritik erlauben: Brasiliens weiße Politikerkaste ist heute ein Synonym für Korruption, erklärte der außerordentliche Sportminister. Die mangelnde Vertretung von Schwarzen im brasilianischen Kongreß habe deshalb durchaus seine gute Seite. „Immerhin gelten Schwarze nicht als korrupt.“ Pelés Kritik sorgte für Wirbel. „Ich kann nicht glauben, daß er das gesagt hat. Wenn dem so ist, werde ich ihm den Krieg erklären, ereiferte sich der Vorsitzende des Kongresses, Luis Eduardo Magalhaes. Pelé ermunterte die Bürgerrechtler zur Wahl schwarzer Politiker. „Wenn sich die soziale Situation der Schwarzen verbessern soll, müssen wir unsere Leute in den Kongreß schicken.“ Dreihundert Jahre nach dem Tod des Anführers entlaufener Sklaven, „Zumbi dos Palmares“, haben Gewerkschaften und Brasiliens schwarze Bürgerbewegung am 20. November zu einem Marsch gegen Rassismus in der Hauptstadt Brasilia aufgerufen. Seit der Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1889 hat sich für die rund 70 Millionen Afrobrasilianer nicht viel verändert. „Daß Schwarze mit Diplom gleiche Chancen haben wie Weiße, ist eine glatte Lüge“, erklärt der Historiker Luiz Felipe de Alencastro. Brasiliens Präsident Fernando Henrique Cardoso gab die Diskriminierung schwarzer Brasilianer kürzlich offen zu. Daß er selbst nicht frei davon ist, bewies er bei der Berufung von Pelé im vergangenen Jahr: „Pelé ist ein Symbol für Brasilianer, die es geschafft haben, sich hochzuarbeiten.“ Die Dekoration seines Kabinetts mit einem Schwarzen war wohl wichtiger als Pelés politische Fähigkeiten. „Pelé ist kein Politiker, das ist nicht seine Berufung“, erklärte Cardoso. Astrid Prange