Energie-Institut vor dem Aus

■ Das Bremer Energie-Institut steht auf der Giftliste / Die neue Sparpolitik von Henning Scherf und Ulrich Nölle soll Klaus Traube den Saft abdrehen.

Was passiert, wenn, wie angekündigt, das Bremer Energie-Institut (BEI) der Giftliste zum Opfer fällt? „Dann geht Bremen unter“, lautet die prompte Antwort von Institutsleiter Prof. Dr. Klaus Traube.

Zu Selbstironie ist der kämpferische 67jährige durchaus fähig, doch er betont dabei, daß in der Vergangenheit einige Projekte in dieser Stadt nicht realisiert worden wären, wenn es das BEI nicht gäbe. Das BEI sei nun einmal „kein Planungsbüro konventioneller Art“, es zeichne sich vor allen anderen durch seine „besondere Praxisnähe“ aus.

Das bestätigt Edo Lübbing von der beim Umweltressort vor vier Jahren eingerichteten Energieleitstelle. Die im wesentlichen mit Verwaltungs- und Administrationsaufgaben beschäftigte Energieleitstelle habe mehrfach auf die Kenntnisse und Erfahrungen des Forschungsinstitutes zurückgreifen können. Zum Beispiel, als es darum ging, Programme zur Energieeinsparung im Wohnungs- und Industriebereich zu formulieren. Ein besonderes Verdienst, so Edo Lübbing, habe sich das BEI auch bei seinen Beratungen der Stadtwerke erarbeitet, als es galt, den rückständigen Fernwärmeausbau zu forcieren.

Satzungsgemäß dient das 1990 vom Bremer Senat gegründete Institut der Forschung und Beratung auf dem Gebiet der Energiewirtschaft und -politik. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen Gutachten und Studien zur nationalen, regionalen und kommunalen Energiepolitik. Eine weitere Aufgabe besteht in der konzeptionellen Planung konkreter Energieanlagen, und zwar vorwiegend für kommunale und und sonstige öffentliche Unternehmen und Einrichtungen. Ziel aller Tätigkeiten ist es, den angesichts der drohenden Klimakatastrophe allgemein viel zu hohen Energiebedarf zu senken und regenerativen Energietechnologien wie der Kraft-Wärme-Kopplung zur Durchsetzung zu verhelfen.

Seitdem das BEI 1991 seine Tätigkeit aufnahm, wuchs die Zahl der angestellten Wissenschaftler von fünf auf neun. Der Betriebsauwand stieg von 800.000 Mark auf etwa 1,5 Millionen Mark. Die Hälfte wird vom Land getragen, die andere Hälfte finanziert das BEI selbst durch Einnahmen für Gutachten und Studien. Der 50prozentige Eigenfinanzierungsanteil ist angesichts der relativ kurzen Zeit des Bestehens des Institutes ungewöhnlich hoch, und soll, verspricht Klaus Traube, demnächst noch erheblich gesteigert werden.

Umso unsinniger erscheint der von Finanzsenator Nölle betriebene Plan, das BEI zu streichen. „Man muß sich doch mal überlegen, was ist das für ein Nettospareffekt“, fragt Edo Lübbing und plädiert dringend für den Erhalt des Institutes. Auch Kultur- und Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs, deren Ressort das BEI angegliedert ist, sprach sich gegen die Streichung aus: „Die Forderung nach Schließung des Energie-Institutes an der Universität zeugt von wenig Sachkenntnis. Natürlich muß die Wissenschaft nach Wegen suchen, künftig mehr als bisher Energie zu sparen.“

Damit deutet sie an, daß im Falle einer Streichung des BEI nicht nur die Energiepolitik Bremens betroffen wäre. Schließlich hat das BEI bundesweit einen großen Einfluß auf die gesamte energiepolitische Debatte und wird von Ministerien mit entsprechenden Gutachten und Aufträgen bedacht. Klaus Traube fürchtet angesichts der finanzpolitischen Spardebatten einen Rückfall der erreichten Positionen und für die Zukunft falsche Prioritätensetzungen der Politik, die dann eindeutig zu Lasten der Ökologie gehen. dah