Flucht aus dem Bundeswehrklo

■ Totalverweigerer entzieht sich zum zweiten Mal der Arrestzelle beim Militär

Dem Totalverweigerer Monty Schädel ist am Mittwoch die Flucht aus dem Bundeswehrkrankenhaus Berlin gelungen. Er sollte dort nach seinem zehntägigen Hungerstreik untersucht werden. Bei einem Toilettengang war nach Angaben der „Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär“ der vor der Tür wartende Begleitsoldat von zwei Helfern abgelenkt worden. Als er nach etwa 15 Minuten nachschaute, so Peter Zeuschner, Pressesprecher des Wehrbereichskommandos VIII, sei dieser längst durch das Fenster entschwunden. Die Bundeswehr will den Flüchtigen per Haftbefehl suchen lassen.

Monty Schädel war während einer Kranzniederlegung für Kriegsopfer am Volkstrauertag wegen „eigenmächtiger Abwesenheit“ von Feldjägern festgenommen worden. Dabei hatte er Verletzungen an den Handgelenken erlitten. Schädel kündigte daher gestern eine Anzeige wegen Körperverletzung an. Der Bundeswehrsprecher erklärte, ihm sei von einer Verletzung nichts bekannt. Schädel habe jedoch einen Feldjäger verletzt und dessen Brille zerstört.

Monty Schädel hatte sich bereits nach seiner Einberufung zum Wehrdienst zunächst zwei Monate versteckt, stellte sich jedoch am 2. September der Bundeswehr. Da er sich konsequent weigerte, Befehle zu befolgen, war er für 21 Tage in die Arrestzelle gesperrt worden. Die „Kampagne“ kritisierte, die Bundeswehr versuche damit, einer strafrechtlichen Verfolgung vorzugreifen. Bei Schädel sei wegen seiner langjährigen Tätigkeit gegen das Militär keine Meinungsänderung zu erwarten. Schädel protestierte mit einem 18tägigen Hungerstreik.

Nach dem Arrest meldete er sich erneut beim Panzergrenadierbataillon in Viereck-Stallburg. Von dort wurde er ohne Begleitung nach Berlin zur Untersuchung ins Bundeswehrkrankenhaus geschickt, fuhr jedoch nach Hause. „Erst als ich wieder politisch aktiv wurde, wurde ich festgenommen.“ Schädel trat wieder in den Hungerstreik. Da er auf den zweiten dreiwöchigen Arrest nicht vorbereitet war, nutzte er nun nach zehn Tagen die Chance zur Flucht. Gereon Asmuth