Mitfahr-Förderung ein Riesen-Flop

■ Selbst kostenloses Angebot weckt bei Kraft-Jacobs-Suchard-Belegschaft kein Interesse

Noch nie ist europaweit mit soviel Aufwand für das Umsteigen vom Auto auf ökologisch sinnvollere Transportmittel geworben worden wie in den letzten Monaten bei Kraft Jacobs Suchard in Bremen. Mit einem vor allem von der EU zur Verfügung gestellten Etat von 600.000 Mark werden alle 2.200 MitarbeiterInnen des Bremer Kaffee- und Schokolade-Konzerns seit September intensiv zur Teilnahme an dem Programm „Move“ (Mobilitätsverbund – Service für Arbeitnehmerverkehr) aufgefordert. Doch das Ergebnis ist katastrophal gering: Ganze zwei Fahrgemeinschaften konnten vermittelt werden, und nicht mehr als 17 „Move-Cards“ wurden ausgegeben. Das berichteten gestern die Kooperationspartner des Projekts, Unternehmen, Umweltsenatorin und Stadtauto.

Dabei kostet die „Move-Card“ keinen Pfennig, bietet aber allerhand Vorteile. Sie berechtigt nämlich zur kostenlosen Nutzung des ÖPNV, falls ein Teilnehmer einer Fahrgemeinschaft aus persönlichen Gründen oder nach Überstunden seine Heimfahrgelegenheit verpaßt. Bietet der ÖPNV keine akzeptable Verbindung, darf sogar ein Taxi bis zum Wert von 50 Mark benutzt werden. Mitglieder von „Stadtauto“ haben auch die Möglichkeit, sich stattdessen ein Stadtauto für 24 Stunden zu mieten und damit 150 Kilometer weit zu fahren. Stadtautos stehen auf dem Firmenparkplatz zur Verfügung. Dieses Angebot gilt auch für Fahrten von zu Hause zur Arbeit, wenn zum Beispiel ein unvorhergesehener Arztbesuch die Nutzung der normalen Fahrgemeinschaft verhindert.

Ausführliche Informationen haben alle MitarbeiterInnen der drei Bremer Unternehmens-Standorte im September mit ihrer Lohnabrechnung bekommen. Gleichzeitig wurde auch um das Ausfüllen eines Fragebogens zu den Fahrgewohnheiten auf dem Weg zum Arbeitsplatz gebeten. Nur knapp 100 dieser Bögen kamen zurück.

„Uns war von Anfang an klar, daß das eine zähe Geschichte würde“, meinte gestern der Umweltbeauftragte von Kraft Jacobs Suchard, Heiko Richert. Noch immer sei das Auto ein wichtiges „Statussymbol, über das am Arbeitsplatz gesprochen wird“. Und kostenlose Parkplätze stehen an allen drei Unternehmens-Standorten ausreichend zur Verfügung. Richert: „Das wird hier im Haus als sozialer Besitzstand gesehen“.

In nennenswertem Umfang könnten AutofahrerInnen wohl doch nur „mit Zuckerbrot und Peitsche“ zum Umsteigen bewegt werden. Darüber sind sich inzwischen das Unternehmen, das Umweltressort und Stadtauto einig. Ein erster Schritt zur Peitsche war im Februar der Abschluß einer Betriebsvereinbarung. Danach haben jetzt nur noch Beschäftigte einen Anspruch auf kostenloses Parken, die über sechs Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt wohnen. Selbst dieser Minimal-Beschränkung mochte der Betriebsrat nur nach zähen Verhandlungen zustimmen.

Wenig erfreulich endete bei Kraft Jacobs Suchard auch der Versuch, sich an dem Angebot der BSAG für ein „Jobticket“ zu beteiligen. Statt der üblichen 46 Mark im Monat müßten die Beschäftigten dann je nach dem Grad der Beteiligung im Unternehmen nur noch 28,50 bis 40 Mark zahlen. Doch bei einer Umfrage zeigte weniger als die Hälfte der Belegschaft Interesse. 50 Prozent ist jedoch die von der BSAG verlangte Mindestteilnahme. Mit dem Betriebsrat wird nun über eine Einbeziehung des Job-Tickts in den Tarifvertrag verhandelt, um so mit einem Zuschuß des Unternehmens zumindest den rund 1.000 InteressentInnen doch noch Zugang zu dem BSAG-Angebot zu verschaffen.

Ase