Die Risiken stehen auf dem Beipackzettel

■ Rund 80 Prozent der Verbraucher lehnen die Turbodroge rBST ab

Posilac heißt die Wunderdroge. Unter diesem Produktnamen ist in den USA das gentechnisch produzierte Rinderwachstumshormon rBST seit knapp zwei Jahren auf dem Markt. In der EU ist das Mittel nicht erlaubt, bis zum Jahr 2000 besteht ein Moratorium. Hergestellt wird es vom Pharmamulti Monsanto, der das Präparat in zwölf Jahren für 500 Millionen Mark entwickeln ließ. Auf dem Beipackzettel von Posilac räumt der Hersteller ein, daß derart behandelte Kühe mit größerer Wahrscheinlichkeit abnorme Milch geben, ihre Kälber geringere Geburtsgewichte haben und Euterentzündungen und -zysten häufiger auftreten als normal. Unter Verbraucherschutzorganisationen streitet man sich unterdessen über die Gefährlichkeit des Hormons – für die MilchkonsumentInnen wie für die Kühe. Einige Gruppen fordern, daß die Verwendung von rBST auf den Verpackungen der entsprechenden Milchprodukte kenntlich gemacht werden soll. Die Kampagne für saubere Lebensmittel berichtete zum einjährigen Zulassungsjubiläum von einer Umfrage, derzufolge VerbraucherInnen zu 80 Prozent rBST- Milch ablehnen. Andere wie das „Center for Science in the Public Interest“, ein Zusammenschluß von kritischen Wissenschaftlern, Anwälten und Journalisten, sehen in rBST keinen Grund zur Besorgnis – zumindest nicht für das Wohlbefinden von Mensch und Tier. Ihre Kritik bezieht sich vielmehr auf die ökonomischen Folgen, vor allem für Kleinbauern. „In diesem Land herrscht ein absoluter Milchüberschuß“, sagt Carolyn Smith- Duvall, Leiterin der Abteilung für Lebensmittelsicherheit der Organisation. „Das letzte, was wir hier brauchen, ist ein Hormon, das die Milchproduktion bei Kühen steigert. Kurz nach der Zulassung von rBST gab es die ersten Demos, bei denen Bauern in verschiedenen Städten Milch auf die Straßen kippten. Unterstützt wurden sie von Einzelhandelsunternehmen und einer Eiscremefirma, die ihre kalten Produkte als „hormonfrei“ kennzeichnen wollte – was nach einer Monsanto-Klage jedoch verboten wurde.

Wie extensiv rBST in den USA bereits eingesetzt wird, wußte Smith-Duvall nicht zu sagen, „weil der Hersteller das Hormon direkt an die Farmer verschickt.“ Zahlen seien bislang nicht bekannt geworden. Die Zulassungsbehörde FDA berichtet der Bauernstimme zufolge von 90 Prozent Bauern, die sich bisher einem rBST-Einsatz „standhaft verweigern“. abö/aje