Basta für den Main

■ Bei der Hoechst-Schering-Tochter Agrevo wurde Pflanzengift abgelassen

Berlin (taz) – Bei der Agrevo GmbH in Frankfurt sind Donnerstag morgen vier bis fünf Kubikmeter einer 20prozentigen wäßrigen Lösung Glufosinat-Ammonium in den Abwasserkanal gelaufen, der zur Kläranlage führt – also etwa eine Tonne Gift. Laut Agrevo kam es zu der „Betriebsstörung, weil anstelle eines mit Wasser gefüllten Rührkessels ein Behälter entleert wurde, der mit der Wirkstofflösung gefüllt war“.

Die Agrevo ist eine gemeinsame Tochter von Hoechst und Schering, die für Entwicklung und Vertrieb von Landschaftschemie sowie gentechnisch manipuliertem Saatgut zuständig ist. Glufosinat ist der Wirkstoff im Totalherbizid „Basta“, das in der Landwirtschaft als Allroundmittel gegen Unkraut auf Äcker gespritzt wird. Der Stoff ist nicht nur für Pflanzen, sondern auch für Wasserorganismen giftig. Laut Hoechst sind nur fünf Kilo Glufosinat in die Kläranlage gelangt. Diese Menge wird in den nächsten Tagen auch in den Main abfließen. Der Rest wurde aufgefangen.

Pikant: Die Kommission der Europäischen Union will genveränderten Raps zulassen, der gegen „Basta“ resistent ist. Das bedeutet, daß in der EU großflächig Pflanzen gesät werden, denen „Basta“ nichts anhaben kann. Wenn dieser Beschluß vor den Instanzen der EU Bestand haben sollte, kann noch gegen unerwünschte Pflanzen auf dem Feld die chemische Keule geschwungen werden, wenn der Raps bereits sprießt. Bisher war der Kampf gegen das Unkraut nur vorbeugend möglich. Der Verbrauch von „Basta“ wird so angekurbelt und damit auch die Menge des Stoffs Glufosinat, die auf legalem Weg in die Gewässer ausgewaschen wird. Außerdem wird von ExpertInnen befürchtet, daß sich die Gene für die Resistenz auf andere Pflanzen übertragen könnten und Unkräuter damit ebenfalls gegen „Basta“ immun würden. rem