■ Zwei Jahre auf Bewährung für Eiskunstlauf-Quäler Fajfr
: Karel, erlöse uns. Puuuh. Erlöst!

In gewisser Weise wäre es besser gewesen, man hätte den Eiskunstlauftrainer Karel Fajfr freigesprochen. In dem Fall nämlich wäre offensichtlich geworden, daß jene Brutalität, die der Eiskunstlauf-Ausbilder am Stuttgarter Olympiastützpunkt praktizierte, nicht die Ausnahme ist. Auch nicht die Regel, möchte man hoffen. Aber irgendwo zwischendrin.

Daß Fajfr ihm anvertraute Minderjährige sexuell mißbraucht hat, ist eine andere Angelegenheit. Dafür hauptsächlich ist er gestern auch mit zwei Jahren auf Bewährung bedacht worden. Selbiges gilt für jenen Geraer Judotrainer, der am Freitag für sexuellen Mißbrauch an 13jährigen mit vier Jahren Haft bestraft wurde.

Das Quälen, das Schinden, das Erniedrigen von Kindern kam auch im Urteil vor. Am Rande. Fängt man an, grundsätzlich darüber nachzudenken, muß man ... ja was? Den Hochleistungssport grundsätzlich zur Disposition stellen? Das will keiner. „Leistungssport ist nützlich, wenn er richtig gemacht wird“, lautet die zentrale These. Muß sie ja lauten. Nur wer sich quält, wird sich am Ende durchsetzen. Wer sich aber nicht quälen kann oder mag, den quält man halt. Später wird der Olympiasieger dem, der ihn mit Dornenkronen peinigte, güldene Dankeskränze flechten – oder so.

Deutsche Turntrainer, auch als Kinderquäler in Verruf geraten, haben letzte Woche die Problematik diskutiert und von Dingen gesprochen, die „nicht passieren dürfen“. Insgeheim glauben die Praktiker zu wissen, daß sie passieren müssen. Die Verbandsfunktionäre brauchen die Erfolge, um ihre Gelder aus dem Innenministerium zu retten. Heute dringlicher denn je, da der deutsche Sport just dabei ist, den dereinst geschmähten Medaillendarwinismus einer verblichenen Sportgroßmacht namens DDR zu etablieren.

Daß man Karel Fajfr über Monate als Ausnahme- Unmenschen präsentiert hat, hat dazu geführt, daß weniger Kinder zum Eislaufen geschickt werden. Das schadet dem Eissport. Und es hat dazu geführt, daß Funktionäre sich zukünftig nicht mehr völlig taub, blind und blöd stellen können, wollen sie nicht auf das Peinlichkeitsniveau der Eislauf-MittäterInnen sinken, die das auch heute noch in bewährter Dreistigkeit praktizieren. Das schadet überhaupt nicht. Es geht nicht, wie man beim Verband möchte, „um das Vergehen eines einzelnen“. Fajfrismus ist nicht Beispiel für die Schlechtigkeit der Welt, es ist konsequenter Ausdruck der Art und Weise, wie die erwachsene Welt Kinder funktionieren läßt. Fajfr, erlöse uns. Erlöst! Puuuh. Prima. Und damit geben wir schleunigst ab an die Medaillen von morgen. Peter Unfried