: Geldnot läßt hoffen
■ Das zweite „Stadtforum von unten“ befaßte sich mit dem Lehrter Bahnhof.
Es war die Runde der Alternativexperten. Zum zweiten Treffen des „Stadtforums von unten“ waren am Montag abend 100 Personen in die Kulturfabrik Lehrter Straße gekommen, um über den Tiergartentunnel und den Lehrter Zentralbahnhof zu debattieren. Doch die Forderung der Altvorderen aus den Profibürgerinitiativen wie der BI-Westtangente, sich eine demokratischen Planungskultur zurückzuerobern, wich alsbald einer realistischeren Einschätzung der Dinge.
Der Hauptbündnispartner in Sachen Tunnel und Großprojekten wie dem Lehrter Zentralbahnhof, meinte der grüne Abgeordnete Michael Cramer, seien gegenwärtig die Bundes- und Landeshaushalte mit ihren immensen Finanzlöchern.
Seit dem Beginn der Bauarbeiten für den Megabahnhof und den Rodungen für die Tiergartentunnel stehen die Bürgerinitiativen mit dem Rücken zum Wald. Doch trotz der abschlägig beschiedenen Klage der Naturschutzverbände gegen den Tunnelbau war die Stimmung unter den Teilnehmern des alternativen Stadtforums nicht hoffnungslos.
Der grüne Verkehrsexperte Cramer plädierte etwa dafür, den sofortigen Ausbau des Bahnhofs Friedrichstraße zum ICE-Bahnhof zu fordern, um bei einer weiteren Verzögerung der Tunnelplanung der Bundesregierung einen Ausstieg aus dem Nord-Süd-Tunnel zu ermöglichen.
Nach mehrstündiger Diskussion und Beratung endete das „Stadtforum von unten“ mit einer Resolution, die die Bundesregierung, den Senat und die Bahn AG aufforderte, die Bauarbeiten für Tiergartentunnel und den Bahnhof um fünf Jahre zu verschieben und Alternativplanungen, beispielsweise unter Berücksichtigung der veränderten Bevölkerungsentwicklung, zu ermöglichen.
Das alternative Forum, in dem sich mittlerweile auch Arbeitsgruppen zur Obdachlosigkeit, Bürgerbeteiligung und Verkehrsökologie gebildet haben, soll künftig vierteljährlich stattfinden. Uwe Rada
Kontakt: Stadtzentrum e.V., Oberwasserstraße 13, Tel.: 201 01 56
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