Sanssouci
: Rundumschlag

■ Einkaufen, Folge 4: Shopping und Flirten, landestypisch

Kaufhäuser sind meine Problemzone. Meistens habe ich keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, denn der Tag gilt der Arbeit, und am Samstag gehe ich höchstens auf den Markt. Dort kann man zwar wegen der vielen Leute nichts kaufen, aber eventuell, je nach Wetterlage, ein bißchen flirten. Trete ich aber, und das kommt gelegentlich doch vor, über die Schwelle eines Kaufhauses, vergeht mir die Laune gründlich. Hormone melden: Keine Lust zu kaufen! Meine Haare stellen sich zu Berge, und manchmal fletsche ich innerlich die Zähne. Überfüllung in den Gängen und Drachen vor den Kassen: Det is Berlin, immer freundlich und zuvorkommend.

Vor allem deswegen kaufe ich gerne in anderen Städten und fremden Ländern. Die Menschen dort bellen nicht hinter den Kassen hervor, sondern lächeln. Manche nannten mich auch „Darling“. Außerdem haben die Dinge, die ich dort erstehe, ein landestypisches Flair. Ein Hauch Indonesien hängt beispielsweise über meinem Stuhl, um meinen Hals blitzt eine Impression aus Sand, Wellen und Sidney, und manchmal habe ich Santa Fé auf dem Kopf. Nur in Los Angeles, zugegeben, da ging's mir ähnlich wie im KaDeWe. Da erschien es mir bequemer, das Leben am Venice Beach an mir vorbeiziehen zu lassen.

Jetzt bin ich wieder in Berlin, und wenn die Lage es erfordert, drifte ich durch die Kaufhäuser, immer im Fahrwasser der anderen Kaufwilligen. Ab und zu schaue ich, was diese so finden, und nehme es dann selber mit. Zu Hause packe ich Dinge aus großen Tüten, die nie auf meiner Einkaufsliste standen. Bei diffiziler Entscheidungslage besuche ich die Gegenstände sogar mehrmals. Oder bringe sie wieder dorthin, wo ich sie fand. Dieses Spiel wiederholt sich, bis ich kein Geld mehr habe, was das Problem ungemein erleichtert. Dann lächeln mich, wo ich gehe und stehe, die tollsten Schnäppchen an, und ich muß sofort zugreifen. Oder ich finde nach ungefähr 100 Shoppingtrips doch das Richtige. Wie neulich. Das war nicht im Kaufhaus, sondern in einem winzigen Geschäft. Leider ist es ja so, daß sich die Kleidungsmenge im Laden umgekehrt proportional zum Kaufwert der einzelnen Stücke verhält. Und da ich jetzt pleite bin, werde ich in nächster Zeit ganz viele schöne Schnäppchen... Petra Brändle