Reinen Gewissens spenden

■ Um die Weihnachtszeit entbrennt ein erbitterter Kampf um die milden Gaben. Institut vergibt Spenden-TÜV

Berlin (taz) – Die Konkurrenz auf dem deutschen Spendenmarkt wird hitziger – vor allem zur Weihnachtszeit. Immer mehr Hilfsorganisationen, so konstatierte gestern das in Berlin beheimatete Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), müssen sich ein gleichbleibendes Spendenvolumen teilen.

Rund 4,1 Milliarden Mark waren das im letzten und werden es wohl auch in diesem Jahr sein. Folge: Die Spendenwerbung wird immer aufwendiger und aggressiver, weil professionelle „Fundraiser“ oder Aufrufe von Prominenten („testimonials“) bezahlt werden müssen; die milden Gaben der SpenderInnen gehen in die Reklame statt in die Dritte Welt oder in die Behindertenhilfe. „Zehntausende von Drückern“ haben nach Beobachtung von DZI-Geschäftsführer Lutz E. Worch die Ex-DDR gleich nach der Wende gar derart nachhaltig heimgesucht, daß die Menschen dort kaum mehr spenden.

Diejenigen Organisationen, die ihre Mittel nachprüfbar, sparsam und satzungsgemäß ausgeben, nicht mehr als etwa ein Drittel der Spendeneinnahmen für Verwaltung und Werbung draufgehen lassen und einige weitere Kriterien erfüllen, erhalten auf Antrag vom DZI eine Art Spenden-TÜV, das „Spendensiegel“.

Derzeit sind das 95 überregionale Projekte und Vereine, die im vierteljährlich erscheinenden „Bulletin“ des DZI aufgelistet werden. Wer überprüfen will, ob seine Spende rechtmäßig verwendet wird, kann das Bulletin beim DZI, Bernadottestr. 94, 14195 Berlin, gegen zwei Mark Rückporto schriftlich angfordern – ein Service, auf den zunehmend auch Banken, Unternehmen und Ordnungsämter zurückgreifen.

Schließlich will niemand schwarze Schafe mästen. Auch in diesem Jahr warnt das DZI wieder vor einigen Organisationen, die nicht satzungsgemäß mit Spendengeldern umgegangen seien. Dazu gehört beispielsweise der Heidelberger „Förderkreis des Deutschen Kinderhilfswerks für die Dritte Welt e.V.“, nicht zu verwechseln mit dem Hamburger „Kinderhilfswerk für die Dritte Welt“, auch der Verein „Save – Schnelle Ambulante Vorklinische Erstversorgung“ in Hannover, Langenhagen und Berlin steht auf der schwarzen Liste des DZI, genau wie die mit Save verbandelte „Gemeinnützige Kranken-, Behinderten- und Altenhilfe e.V.“ und nicht zuletzt auch der Verein „Rollstuhlfahrer in Not“ in Rahden. Ute Scheub