Born to be wild

■ In Montana haben freie Bürger jetzt freie Fahrt

San Francisco (taz) – Seit gestern haben die Bürger von Montana freie Fahrt auf ihren Highways. Montana ist der erste Bundesstaat der USA, in dem kein Tempolimit mehr gilt, zumindest tagsüber. Nachts sind 65 Meilen das höchste der Gefühle. Möglich geworden ist dies durch einen Kongreßbeschluß der republikanischen Mehrheit, den Präsident Clinton vor gut einer Woche unterzeichnete. Danach kann jeder US- Bundesstaat selbst entscheiden, wie schnell auf seinen Straßen gefahren werden darf.

In Montana wird jetzt ein 20 Jahre altes Gesetz wiederbelebt. Als 1974 während der Ölkrise ein US-weites Tempolimit verhängt wurde, drohte die Regierung in Washington Montana, die Zuschüsse für seine Straßen zu streichen, falls nicht auch dort langsamer gefahren würde. Doch eine Ausfahrt ließ sich die Regierung in Montanas Hauptstadt Helena damals offen: Es wurde ein Gesetz beschlossen, wonach nur so lange langsam gefahren wird, wie Washington darauf besteht.

Mehr und vor allem schwerere Unfälle fürchtet Steve Berry von der Autobahnpolizei. 1972, ohne Tempolimit, starben in Montana 359 Menschen bei Verkehrsunfällen. 1994 waren es nur 202, obwohl es inzwischen viel mehr Verkehr gibt. „Verglichen mit der Wasserverschmutzung durch die Goldminen und die Abholzung der hiesigen Wälder ist das Tempolimit ein sehr kleiner Punkt“, gibt sich Larry Evans von der Umweltorganisation Montana CHEER gelassen. „Aber vielleicht könnte es eine Lösung für das Problem der Überbevölkerung sein ...“ Ingo Malcher