Autobombe tötet in Madrid fünf Menschen

■ Art der Bombe weist auf einen Anschlag der ETA hin. Ziel war ein Militärbus

Madrid (taz) – Bei der Explosion einer Autobombe in Madrid sind gestern vier Männer und eine Frau ums Leben gekommen. Vier Menschen wurden schwer, sieben weitere leicht verletzt. Der Sprengsatz war in einem unweit der Abfahrt der Stadtautobahn geparkten Auto deponiert worden. Als das Ziel, ein Kleinbus des Militärs, in das Wohnviertel Vallecas einbog, wurde die Bombe per Fernsteuerung gezündet. Die Explosion war im Umkreis von mehreren Kilometern zu hören. Die Polizei sperrte sofort weiträumig das Gebiet ab. Verwirrung bestimmte die Szene. Beamte suchten hektisch mit Hunden die anliegenden Straßen ab. Man befürchtete eine zweite Bombe. Die Art der Bombe läßt vermuten, daß hinter dem Anschlag – nur zwei Tage vor Beginn der Sitzung des Europarates in der spanischen Hauptstadt – die ETA steckt. Bei ihren letzten zwei Attentaten in Madrid benutzte die baskische Separatistengruppe ebenfalls Autobomben. Im April entkam der Führer der konservativen Oppositionspartei, Partido Popular, nur knapp einem Attentat, im Juni kam ein Polizist bei einem Anschlag gegen das französische Medienkaufhaus Fnac ums Leben.

Dieses Mal deutet alles darauf hin, daß die Bombe ihr Ziel erreichte. Bei den vier männlichen Opfern handelt es sich vermutlich um hohe Militärs, die zu ihrem persönlichen Schutz in Straßenkleidung reisten. Der Kleinbus war ebenfalls als Zivilfahrzeug getarnt worden. Bei der verstorbenen Frau dürfte es sich um eine Anwohnerin des Tatorts handeln. Die vier Schwerverletzten erlitten starke Verbrennungen und Knochenbrüche. Die Leichtverletzten wurden meist von herumfliegenden Trümmern getroffen. Die Sachschäden an geparkten Autos und Gebäuden sind erheblich. Im Umkreis von mehreren hundert Metern barsten die Scheiben. Eine nur zwanzig Meter entfernte Gesundheitsstation der staatlichen Krankenkasse wurde schwer beschädigt. Einige der Patienten wurden ebenfalls durch herumfliegende Glasscherben verletzt. Unklar ist auch, warum die Täter ausgerechnet einen Arbeiterstadtteil, einen der ärmsten Madrids, als Szenario für ihre Tat ausgesucht haben. Vallecas machte sich einst als einer der aktivsten Stadtteile im antifranquistischen Widerstand einen Namen. Reiner Wandler