■ Mit der Konversion auf du und du
: „Kein Pazifismus“

Vor drei Jahren telefonierten zivile Menschen mit verschnürten Apparaten. Doch dann bot ein amerikanischer Hersteller ein Satelliten-Telefon an, das sofort gute Marktchancen hatte. Aus der Wüste Gobi und von dümpelnden Booten auf dem Ozean war es nun möglich, zu telefonieren und zu faxen. ForscherInnen der Rüstungstechnik hatten die Technik ursprünglich für das Militär entwickelt.

Nach dem „Zusammenbruch der kommunistischen Staatsdoktrin Ende der achtziger Jahre“, wie Bremens Wirtschaftssenator Hartmut Perschau das Ende des Kalten Krieges beschreibt, verloren die Rüstungsschmieden einen Teil ihres staatlich gesicherten Marktes. Sie mußten auf zivile Produktion und marktwirtschaftliche Vertrieb umstellen – Konversion genannt.

„Konversion ist im eigentlichen Sinne keine Pazifismusförderung, sondern Diversifizierung, um einseitige Abhängigkeiten abzubauen“, sagte Perschau gestern. Zusammen mit dem Bremer Konversionsbeauftragten Wolfram Elsner stellte er den ersten Konversionsbericht vor.

Seit 1992 haben Bremen und die Europäische Union rund 18 Millionen Mark für den zivilen Umbau der hiesigen Unternehmen ausgegeben. Damit förderten sie zum Beispiel den Hochtechnologie-Anbieter Atlas Elektronic. Auch die dortigen ForscherInnen hatten ein Satelliten-Telefon entwickelt. Mit den Steuergeldern schaffte AE einen „Marktanteil von Null auszubauen und zum weltweit zweitgrößten Anbieter zu werden“, sagte Elsner.

Das Unternehmen ist sein Lieblingsbeispiel für eine gelungene Konversion. Das Hauptziel hat er jedoch laut eines Gutachtens der Hamburger Gesellschaft für Projektmanagement (GfP) nicht erreicht: Die innerbetriebliche Neuorganisation. Die GutachterInnen stellten fest, daß kein Unternehmen einen Vorstand oder eine Abteilung für den neuen zivilen Markt eingerichtet hat. Die GfP empfiehlt, vorstandsnahe Profit-Center „Rüstungskonversion“ zu gründen oder Unternehmensbereiche auszugliedern. Kleine und marktnah operierende Firmen hätten bessere Chancen.

Die EU hat das Bremer Programm überzeugt: Sie hat weitere Förderungen von 17 Millionen Mark für die immer noch am stärksten von Rüstungsaufträgen abhängige Region genehmigt.

ufo