Versuch zur Rettung der Revolte

Die französischen Intellektuellen haben sich zunächst eher zurückgehalten mit Äußerungen über die massiven Streiks im Lande. In der letzten Woche erst erreichten die ersten beiden Appelle eine Öffentlichkeit, die es gewohnt ist, zu allem und jedem mit Manifesten und Stellungnahmen bedient zu werden. Es haben sich zwei Gruppen um die Soziologen Alain Touraine und Pierre Bourdieu zu Wort gemeldet. Während Touraine die Pläne Juppés zur Reform der Sozialversicherung unterstützt und die Proteste als Versuch der Besitzstandswahrung der Mittelschichten im öffentlichen Dienst ansieht, solidarisiert sich Bourdieu mit den Forderungen der Streikenden, in deren Bewegung er eine allgemeine Chance für „mehr Demokratie“ sieht.

Der Soziologe Edgar Morin, emeritierter Professor des renommierten CNRS (Centre Nationale de la Recherche Scientifique) bezieht eine Zwischenposition. Im Interview mit L‘Humanité erteilt er den alten linken Hoffnungen eine Absage, die sich jetzt mit der neuen sozialen Bewegung verbinden, versucht aber dennoch eine Rettung der Revolte, die für Millionen Franzosen den Alltag auf den Kopf stellt. jl