: Giftmüll auf Bundes-Tour
■ Stuttgarter CDU und FDP schimpfen auf Hamburger Vertrags-Raffgier
Von wegen standortnahe Müllentsorgung: Ab Juli 1997 wird Hamburg einem Großteil seiner jährlich rund 440.000 Tonnen Sonderabfälle, die nicht auf dem hanseatischen Sondermüll-Scheiterhaufen an der Borsigstraße verfeuert werden dürfen, ein ewiges Leben auf Sondermüllhalden in Baden-Württemberg bescheren. Im Gegenzug wird der Abfall-Tourismus aus dem Südwesten der Republik ein wenig belebt: 20.000 bis 30.000 Tonnen Giftmüll schicken die Schwaben auf die Reise nach Hamburg, dank Umweltsenator Fritz Vahrenholts unendlicher Verbrennungskapazitäten, derer sie selbst entbehren.
Gegen diese bereits 1994 zwischen Vahrenholt und seinem Stuttgarter Kollegen Harald Schäfer (beide SPD) ausgekungelte Sondermüllkooperation protestieren jetzt die oppositionelle FDP sowie die mitregierende CDU im Ländle. Nicht etwa wegen langer Wege oder der Transportrisiken: Nein, es sind die Preise, die die private Abfall-Verwertungsgesellschaft mbH (AVG) Hamburg – Vertragspartnerin der Sonderabfallentsorgung Baden-Württemberg GmbH (SBW) – verlangt: 1.200 Mark wollen sich die kaufmännischen Füchse das Abfackeln einer Tonne Sonderabfall kosten lassen.
Während Schäfer den Preis angesichts des „neuesten Stands der Technik“, nach dem Hamburg die Abfälle verbrennt, für durchaus günstig hält, will sich die Sprecherin der Hamburger Umweltbehörde, Ina Heidemann, lieber einer Bewertung enthalten: „Der Vertrag wurde nicht mit der Stadt, sondern mit zwei Privaten geschlossen.“ Er sei aber begrüßenswert, weil so der Ausstieg aus der Deponie Schönberg – 1994 wurden hier 46.381 Tonnen Sonderabfälle hingekarrt – möglich werde. Der restliche Sondermüll wurde in der AVG verbrannt (39.203 t), in Rondeshagen (31.109 t), Wiershop (8.350 t), Herfa-Neurode (9.605 t) und Hoheneggelsen (556 t) deponiert oder in anderen Anlagen chemisch-physikalisch behandelt (308.107 t). Heike Haarhoff
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