Gerhard Schröder kämpft für Leistungsdruck

■ Kultusminister kniff vor SPD und Union: Jetzt doch Noten für Grundschüler

Hannover (taz) – Dank Gerhard Schröder müssen sich auch die kleineren niedersächsischen Schüler weiterhin für und mit Zeugnisnoten quälen.

Am Widerstand des Ministerpräsidenten und der SPD- Landtagsfraktion ist jetzt Landeskultusminister Rolf Wernstedt mit dem Plan gescheitert, für einen Teil der Schüler die Zeugnisse durch Lernentwicklungsberichte zu ersetzen. Ein Erlaßentwurf des Kultusministeriums hatte den Schulen für die Klassen drei bis sechs die Wahl zwischen benoteten Zeugnissen und Lernentwicklungsberichten lassen wollen.

In den Klassen drei und vier der Grundschule, an der Orientierungstufe und auch im ersten Halbjahreszeugnis der Hauptschule sollte auf Beschluß der Lehrerkonferenz auf Noten verzichtet werden können. Dabei hätte auch noch der Schulelternrat dem Wegfall der ungeliebten Zensuren von Eins bis Sechs zustimmen müssen.

Schon jetzt werden in Niedersachsen in den ersten beiden Klassen – und an Gesamtschulen sogar bis in die neunte Klasse – am Ende eines jeden Schulhalbjahres nur Lernzustandsberichte ausgegeben.

Auf diese Schülerfreundlichkeit des Kultusministers regierte vor allem die niedersächsische CDU- Opposition heftig. Wernstedt habe mit seinem Erlaß tief in die linke Mottenkiste der siebziger Jahre gegriffen, ereiferte sich gestern im Landtag der CDU-Bildungspolitiker Horst Horrmann und warf dem Minister vor, „fahrlässig mit den Zukunftschancen der jungen Generation umzugehen“. Zuvor hatte schon Ministerpräsident Schröder Wernstedts Vorhaben kritisiert. Mit dem Hinweis, er selbst sei in dieser Angelegenheit konservativer, hatte Schröder vor der SPD- Landtagsfraktion vor einer Änderung bei der Zeugniserteilung gewarnt.

Vor dem Landtag trat der Kultusminister gestern dann den Rückzug an. Nun will er Lernentwicklungsberichte in den Klassen drei bis sechs nur erlauben, wenn diese für jedes Fach auch klare Noten von Eins bis Sechs enthalten. ü.o.