Tschernobyl jetzt reif

■ Abkommen der Ukraine mit den G-7-Staaten vor der Unterschrift

Berlin (AP/taz) – Fast zehn Jahre nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl soll heute eine Übereinkunft in Kraft treten, wonach die drei verbliebenen Reaktoren am Standort Tschernobyl bis zum Jahr 2000 stillgelegt werden. Der ukrainische Umweltminister Juri Kostenko und die stellvertretende kanadische Ministerpräsidentin Sheile Coppe als Vertreterin der G-7-Staaten werden die Vereinbarung in Kanada unterzeichnen. Über das Abkommen war monatelang gestritten worden, vor allem wegen der Finanzierung. Die ukrainische Führung hatte wiederholt darauf bestanden, daß die drei bis vier Milliarden Dollar, die sie von den sieben führenden Industriestaaten erwarteten, allein der Region Tschernobyl zugute kommen. Die G 7 bot zwei Milliarden Dollar, die an die gesamte ukrainische Energiewirtschaft verteilt werden sollten.

Hinter der Frage der Geldverteilung stehen unterschiedliche Energiekonzepte unterschiedlicher Konzerne. Der schwedisch- schweizerische ABB-Konzern hatte der Ukraine angeboten, in der Nähe von Tschernobyl neue Gaskraftwerke zu bauen und so die wegfallende Energiedienstleistung der Reaktoren von Tschernobyl zu ersetzen. Siemens hatte dagegen mit einer für die G-7-Staaten, die das Projekt finanzieren, billigeren Variante geworben. Einige der maroden Kohlekraftwerke der Ukraine sollten so modernisiert werden, daß sie die durch die Schließung von Tschernobyl notwendigen Leistungen zusätzlich erbringen könnten.

Gestern wollten sich die ukrainischen Behörden zu den genauen Konditionen ihres Deals mit dem Westen nicht äußern. Sie gaben sich aber mit den Konditionen zufrieden. ten