Die im eigenen Gehirn reisen

Das ganze Internet ist wahrscheinlich nur eine einzige Abkürzung. Aber wer soll sich das alles noch merken? „WWW“ war leicht, danach wurde es immer schwieriger. Wer gar nicht mehr durchblickt, leidet möglicherweise an ADD. Das ist eine Krankheit, die sich am Bildschirm leicht einstellt. Nicht der Computer spinnt, sondern wir. Deswegen ist die Krankheit kaum zu heilen. ADD-Patienten sind überdurchschnittlich intelligent. Nur springen sie von einem Thema zum anderen, unternehmen tausend Dinge auf einmal, die sie nie zu Ende bringen, und sind schnell gelangweilt. Sie surfen nicht nur im Netz, sondern auch im Gehirn herum.

„ADD“ übrigens steht für „Attention Deficit Disorder“. Bitte nicht behalten! Versuchen wir also, uns in aller Ruhe auf folgende Adresse zu konzentrieren: http:// homepage.seas.upenn.edu/~mengwong/ add/20q.html. Geschafft? Hier sind weitere überaus interessante Dinge über ADD zu lernen. Wir müssen ja nicht alles behalten. Leider bietet diese Seite keine Links an. Sind wohl verschlampt worden.

Jamie dagegen hat die Links in seiner ADD-Homepage nicht vergessen (http:// web.cs.mun.ca/~jamie/) Danach gibt es sogar ein ADDNet, aber Jamie sagt gleich, daß es wahrscheinlich nicht richtig funktioniert. Jedenfalls bei ihm nicht, und auch mit seiner eigenen Seite ist er überhaupt nicht zufrieden. „Sie ist noch nicht fertig, wie auch das ganze Leben nie fertig wird.“ Und das GUI sei auch nicht so geworden, wie er sich das vorgestellt habe.

Typisch ADD, aber was ist ein GUI? Ein „Graphic User Interface“, zu deutsch: eine „Benutzeroberfläche“. Klingt scheußlich, schon gar, wenn jemand damit übersetzen wollte, was „Gui 'n da Hood“ heißt. (http://www.dnai.com/~gui/index .htm.) Die „grafische Benutzeroberfläche für die Nachbarschaft“ ist längst nicht kuschlig genug für die Jungens von nebenan, die gemeint sind. Gui 'n da Hood ist der Einkaufszettel für die paar Dinge, die einsame Midnightsurfer in aller Welt nun mal brauchen. Haustiere aus dem Tierheim gehören auch dazu. Die ADDs am Bildschirm sollten aber vorsichtig sein, sonst geben sie zu viel Geld aus. Sie können online bestellen und verlieren dann die Übersicht zwischen etwa zwölf Designer-T-Shirts, dreißig Knoblauchgewürzen und ein paar hundert Teesorten. Auch auch ein sonst unverdächtiger Experte für Online-Marketing kam dabei ins Grübeln. In einem akuten Anfall von ADD stellte er die Frage an das Gui 'n da Hood: „Wie unterscheide ich 30 Millionen Pinguine?“ So viele Webseiten, meint er, müßte es inzwischen geben. nh