Afghanistan-Debatte

■ UNO gegen Kabul-Regime wegen des Drogen- und Waffenhandels

Berlin (taz) – So isoliert war Afghanistan selbst während der sowjetischen Okkupation nicht. Als der Kabuler UN-Gesandte Rawan Farhadi in der UNO-Vollversammlung erreichen wollte, daß der Nachbar Pakistan wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans verurteilt werden sollte, biß er auf Granit. Weil nur Pakistans Erzfeind Indien zustimmen wollte, zog Kabul seinen Entwurf zurück.

Damit konnte er aber nur erreichen, daß eine Resolution, die unter deutscher Federführung und mit Unterstützung von 16 Staaten vorgestern abend in der UNO- Vollversammlung diskutiert wurde, geringfügig abgemildert wurde. Anstelle der „afghanischen Regierung“, die wegen Waffen- und Drogenhandel sowie Unterstützung des internationalen Terrorismus verurteilt wird, heißt es jetzt nur noch: „vom afghanischen Territorium ausgehend“. – Kabuls Vizeaußenminister Abdul Rahim Hafoozi warf in der Debatte Pakistan vor, die vor der afghanischen Hauptstadt stehende Taliban-Bewegung „geschaffen und bewaffnet“ zu haben. Das sei eine „wilde Anklage“, die nur davon ablenken soll, daß Interimspräsident Burhanuddin Rabbani sein Amt nicht wieder hergeben will, gab der Vertreter Pakistans zurück. Die UNO erkennt das Regime Rabbanis nicht mehr an.

Von einer diplomatischen Ächtung ihres Landes haben die 16 Millionen Afghanen allerdings nichts, solange die internationale Gemeinschaft nicht wenigstens einen Bruchteil der Energie und des Geldes aufbringt, den sie in Bosnien investiert. Als erstes müßten die Waffenlieferungen der UN- Mitglieder Pakistan, Iran, Saudi- Arabien und Usbekistan gestoppt werden. Thomas Ruttig