Mein Lieblingsbild (4): Marita Hoff, Kunstsammlungen Böttcherstraße

Einmal kam einer, erzählt Marita Hoff, Aufsicht im Paula Becker-Modersohn-Haus, der warf von außen einen Blick in die Ausstellung und ging wieder. Entartete Kunst, sagte der junge Mann abfällig. Da hatte Marita Hoff Angst. Viel lieber sind ihr die guten Gespräche, die sie des öfteren mit Besuchern führt, besonders mit älteren kunstbeflissenen Damen. Das Museum ist ein Stück Heimat für sie, für das Werk von Paula Becker-Modersohn empfindet sie Bewunderung, aber auch für ihr Leben, ihre Selbständigkeit.

Und besonders für das „Blasende Mädchen im Birkenwald“ von 1905. Wie das Mädchen so unbeschwert zwischen den Birken herumgeht mit ihrer Flöte in der Hand! So für sich und doch nicht einsam, denn da sind noch andere Menschen auf dem Bild. Die Farben auf dem Bild kommen Marita Hoff gar nicht mehr düster und grob vor wie Am Anfang, als sie mit Becker-Modersohns Malweise noch nichts anfangen konnte.

Als Aufsicht ist Marita Hoff eingestellt, aber fühlen tut sie sich nicht so. Das Museum ist für sie eher ein zweites Zuhause. Und wenn sie in einem anderen Museum arbeiten sollte? Das kann sich Marita Hoff nicht vorstellen. Nur ein paar mehr Besucher wären schön in dieser vorweihnachtlichen Zeit. „Das würde den Leuten mal ganz gut tun, nach all der Hektik draußen.“ Zu wenige seien das, die jetzt den Weg nach oben in die Ausstellungsräume fänden. In der Großen Kunstschau, in Worpswede, wo sie früher gearbeitet hat, war immer was los. Aber sonst kommen auch hierhin mehr Leute. Dann muß Marita Hoff aufpassen, daß die Leute den Bildern nicht zu nahe kommen („der Atem ist schlecht für die Bilder“) oder kleine Kinder die Bilder von den Wänden reißen. Und es gibt immer wieder Leute, denen anzumerken ist, wie sie den Aufenthalt im Museum genossen haben. Die bedanken dann sich mit Handschlag bei Marita Hoff.

Mu/Foto: Tristan Vankann