Innensenator rüstet für Silvester

■ Mehr Polizei, Bundesgrenzschutz und Wasserwerfer an die Sielwallkreuzung beordert

Nach dem Scheitern aller Bemühungen, den schon traditionellen Silvester-Krawall im Ostertor mit einer verlockenden Veranstaltung zu entschärfen, hat sich Innensenator Ralf Borttscheller jetzt zur Aufrüstung entschlossen. Die Absage der geplanten Techno-Party in der Tiefgarage Hohenpfad kam ihm dabei offenbar nicht ungelegen. „Damit ist jetzt freie Bahn für den Einsatz der Polizei“, sagte er am Donnerstag abend vor Bremer Journalisten.

Und die soll in dieser Silvesternacht „so stark wie noch nie“ im Viertel präsent sein. Schon im vergangenen Jahr seien 350 Beamte im Einsatz gewesen, berichtete Borttscheller, in der kommenden Silvesternacht sollen es noch mehr werden. Wieviele genau, das wolle er nicht sagen. Wohl aber, daß Innenminister Kanther nach einem persönlichen Gespräch mit ihm und Innen-Staatsrat Hans-Georg von Bock und Polach den Einsatz des Bundesgrenzschutzes in der Bremer Silvesternacht zugesagt habe. Kanther und von Bock gehören der gleichen studentischen Verbindung an. Eine Einheit des BGS war aber auch schon 1990/91 auf die Sielwallkreuzung gekommen, konnte damals aber die Straßenschlacht ebenso wenig verhindern, wie die Bremer Polizei in den Jahren zuvor.

„Deeskalation ja, vorsätzliches Weggucken nein“ – das sei seine Vorgabe für die Polizei, sagte Borttscheller am Donnerstag. Vorbeugend sei die Polizei bereits seit Wochen mit neuer Schutzausstattung versehen worden. Und die ortsunkundigen BGS-Kräfte sollen nicht wieder wie 1990 durch die Straßen irren. Damals waren die Straßenschilder schwarz übermalt worden. Diesmal soll der BGS vor allem die Geschäfte am Ostertorsteinweg und Steintor schützen, Bremer Polizei soll – auch in zivil – mit schnellen Greiftrupps die Arbeit in den Nebenstraßen übernehmen. Ziel des Großeinsatzes sei es, „die Silvesternacht diesmal friedlich hinzukriegen“. Er selber will den Silvesterabend in aller Ruhe zu Hause verbringen, kündigte Borttscheller an.

Für die Geschäftsleute im Viertel lassen diese Vorbereitungen nichts Gutes ahnen. „Es ist sehr schade, daß wir es nicht geschafft haben, die Situation mit einer Veranstaltung zu entschärfen“, sagte gestern der Sprecher der Interessengemeinschaft „das Viertel“, Norbert Caesar. Gegen „Menschen, die zerstören wollen“ könne nämlich am Ende auch die Polizei nicht helfen. Also müßten die Ladenbesitzer ihre Schaufensterscheiben wohl oder übel doch wieder „kriegsmäßig“ verrammeln und vernageln.

Auch für Robert Bücking, Ortsamtsleiter im Viertel, führt die Aufrüstungsstrategie des Innensenators in die Sackgasse. „Jeder sucht sich die Methode, mit der er scheitern will, selber aus“, kommentierte Bücking die laufenden Vorbereitungen. Gerade die Polizeiführung hätte eigentlich das größte Interesse daran, Randale möglichst schon im Vorfeld zu vermeiden.

Die Chance dafür wäre in diesem Jahr gar nicht schlecht. Denn in der Bremer autonomen Szene hat die Randale des vergangenen Jahres inzwischen zu einer selbstkritischen Diskussion geführt. „Die alljährlich zum gleichen Zeitpunkt ausgetragenen Auseinandersetzungen wie Silvester in Bremen haben eine sehr unangenehme Begleiterscheinung: Sie werden erst zum Ritual und dann zum gründlich entpolitisierten Selbstläufer“, heißt es in der jüngsten Ausgabe der Szene-Zeitung „Bambule“.

Ase