Ohne Währungskontrolle naht das politische Ende

■ Wer den Geldwert bestimmt, bestimmt die Politik. Teil 1 der taz-Serie übers Geld

Berlin (taz) – Goldene Zeiten für Finanzminister dieses Mittelalter. Keine Computer, keine Großspekulanten, und den Wert des Geldes konnten Fürsten und Waigels des 12. bis 14. Jahrhundert allein bestimmen – ein Recht, das den Fürsten nicht einmal die damals allmächtige Kirche streitig machte. Ein regulierendes Konzept von Inflation gab es nicht, und Zinsen galten als Wucher. Die kirchlichen Philosophen lehrten, Geld könne keine natürlichen Früchte bringen und daher eben auch keine Quelle des Reichtums sein.

Einer Währungsunion stand diese Auffassung vom Wert des Geldes und seiner Regulierung nicht prinzipiell entgegen. Schließlich sollte das Geld, wie es bei den Scholastikern hieß, „Werkzeug sein, natürliche Reichtümer leichter auszutauschen“. Doch der Verlust der Münzhoheit hätte den Verlust von Macht bedeutet.

Päpste und Bischöfe, die sich damals noch lieber als heute in politische Belange einmischten, hielten sich ideologisch von der Geldpolitik fern. Geld sei von Menschenhand geschaffen, schon in der Heiligen Schrift sei der römische Denar als „des Kaisers“ bezeichnet worden, so etwa Papst Innozenz III.

Das war vielleicht der entscheidende Fehler. Mitte des 14. Jahrhunderts mußte sich König JohannII von England nämlich mit einer Reihe seiner Vornehmen auseinandersetzen und verlor dabei den alleinigen Zugriff auf den Wert der Münzen. Die Noblen meinten, daß die Münzbewertung eine Frage der Allgemeinheit sei. Allgemeinheit waren schon damals die Fürsten und die Reichen. Der Angriff auf die an der geldpolitischen Flanke ungeschütze Kirche erfolgte prompt. Aufmüpfige Theologen sahen in einer gemeinschaftlichen Kontrolle der Münzen das Vorbild für eine gemeinschaftliche, konziliare Kontrolle der Kirche. Vom Ablaßhandel bis zur Kirchensteuer, beim Geld ist die Kirche seither verletzlich. ten

„Von Aktie bis Zoll, Ein histotisches Lexikon des Geldes“. Hrsg: Michael North, Beck 1995.