Fische bald nur noch im Himmel

■ EU-Fischereiminister haben die Fangquoten zwar reduziert, aber immer noch viel zu hoch angesetzt, sagen Umweltschützer. Das meint auch die EU-Kommission

Berlin (AP/rtr/dpa/taz) – Die Fischereiminister der Europäischen Union haben die Fischfangquoten für 1996 reduziert – aber weniger als von der EU-Kommission und Umweltschützern gefordert.

Nach einem 14stündigen Beratungsmarathon in Brüssel sagte EU-Fischereikommissarin Emma Bonino gestern früh, die beschlossene Reduzierung der Fangquoten in Nordsee und Nordatlantik sei ein Schritt in die richtige Richtung, reiche aber nicht aus. „Ich hätte mutigere Maßnahmen vorgezogen.“

Frau Bonino hatte angesichts der starken Überfischung für einige Arten eine Fangreduzierung von annähernd 50 Prozent vorgeschlagen – unter anderem für die Nordseescholle, wo der Jahresfang von 115.000 auf 61.000 Tonnen zurückgeführt werden sollte. Statt dessen vereinbarten die Minister eine Quote von 78.000 Tonnen.

Beim Seehecht wurde die Quote nur um 2.000 Tonnen von 31.000 Tonnen auf 29.000 Tonnen gesenkt. Nach Einschätzung der Kommission sind neben der Scholle vor allem der Hering, der Rochen und die Makrele gefährdet. Beim Hering konnten sich die Fischereiminister immerhin auf eine Senkung um ein Drittel von 400.000 Tonnen auf 263.000 Tonnen einigen.

Gegen die Fangquotenreduzierung hatte vor allem der britische Fischereiminister Tony Baldry gestemmt. Die konservative Regierung in London stand unter erheblichem innenpolitischem Druck, massive Kürzungen für die britische Fischfangflotte zu verhindern. Premierminister John Major hatte erst am Dienstag einen Abstimmungsniederlage im Unterhaus erlitten im Zusammenhang mit den EU-Fischfangquoten. Die spanische Ratspräsidentschaft legte besonderen Wert auf einen hohen Anteil beim schwarzen Heilbutt, vom dem die EU rund 11.000 Tonnen vor der kanadischen Küste fangen darf. Das Land bekam schließlich 67 Prozent der Fangquote, für die es vor Monaten einen Kleinkrieg vor Kanadas Küste geführt hatte.

Die Bundesregierung holte für die deutschen Fischer das Recht auf 500 Tonnen schwarzen kanadischen Heilbutt und auf rund 20.000 Tonnen Seezunge heraus. Beim kanadischen Heilbutt hatte man sich auf alte Fangrechte der DDR berufen. Greenpeace hatte die Verhandlungen schon vorher als Farce bezeichnet. „Die Minister werden um Fische kämpfen, die es gar nicht gibt.“ ten