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■ Die Polizei will mehr GrünVorwärtsverteidigung

Taktische Ausfälle gehören zum Handwerkszeug jedes Hundertschaftsführers, um sich im Demonstrationsgewühle Luft zu schaffen. Polizeipräsident Hagen Saberschinsky hält solcherart Vorwärtsverteidigung auch in politisch unübersichtlichem Gelände für eine probate Maßnahme. Kaum wird in der Großen Koalition vorsichtig darüber nachgedacht, daß die Polizei keine Tabuzone mehr sein könne bei der Suche nach Einsparmöglichkeiten für den maroden Landeshaushalt, sieht der Polizeipräsident neue Aufgaben für die grüne Truppe. Wenn die Bonner Ministerialen nach Berlin kommen, wird da schon jetzt eine Abschreckungslücke ausgemacht, um mal eben tausend Wachschützer mehr zu wünschen.

Die forsche Förderung betrieblicher Interessen gehört wohl zur Arbeitsplatzbeschreibung des obersten Polizisten; nachvollziehbarer wird sie dadurch längst nicht. Eher stünde es auch der Polizei gut an, sich auf neue Zeiten einzustellen. So betreibt die Polizei trotz der Klagen des Landesrechnungshofes weiterhin ein üppig bestücktes Orchester und eine ebenso aufwendige wie überflüssige Reiterstaffel. Seit Jahren blockiert die Polizei zudem jede personalsparende Dienstplanveränderung. Bei seiner flotten Rechnung möchte der Polizeipräsident Saberschinsky auch vergessen machen, daß Berlin bundesweit die höchste Dichte an Polizisten besitzt. Die großzügige Zahl an grünen Mannen wurde früher mit der Frontstadtlage begründet. Doch auch nach dem Fall der Mauer änderte sich daran nur eines – mit dem Bundesgrenzschutz kamen noch mehr Polizeikräfte in die Stadt. Was Saberschinsky macht, ist deshalb ebenso durchsichtig wie unlauter: Ein ernstes Problem, die kriminelle Bedrohung der Stadt, soll umgemünzt werden für die eigene Besitzstandswahrung. Gerd Nowakowski

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