Unterm Strich

Der renommierte Literaturwissenschaftler Prof. Walther Killy ist im Alter von 78 Jahren auf Sylt gestorben. Der Forscher sei am Freitag in der Nordsee-Klinik in Westerland gestorben, sagte der Bürgermeister von Sylt- Ost, Heinz Maurus, am Samstag der dpa. Killy gehörte zu den führenden Germanisten in der Nachkriegszeit, die ihrem Fach nach dem Mißbrauch durch die Geisteswissenschaftler der NS-Zeit wieder zu internationalem Ansehen in der Wissenschaftswelt verhalfen. Mit seinen Standardwerken und Lexika haben Generationen von Germanistikstudenten gearbeitet. Killy lehrte in Berlin, Göttingen, Bremen und Bern. In Göttingen und Bremen war er zeitweise Rektor. Seine Kritik am deutschen Bildungswesen faßte er 1968 in dem Band „Bildungsfragen“ zusammen. Zu Killys bekanntesten Publikationen gehören „Wandlungen des lyrischen Bildes“, „Über Georg Trakl“ und der über die Fachwelt hinaus verbreitete Band „Deutscher Kitsch“. Das 13bändige Werk „Epochen deutscher Lyrik“, die Reihe „Die deutsche Literatur – Texte und Zeugnisse“, das „Brockhaus-Literatur-Lexikon“ und das von ihm herausgebene 15bändige „Literaturlexikon – Autoren und Werke deutscher Sprache“ gelten als Standardwerke. Im Frühjahr 1995 hatte Killy, der aus Bonn stammte und zuletzt in Göttingen lebte, noch mit einem ersten Band die „Deutsche Biographische Enzyklopädie“ auf den Weg gebracht.

Mit Hilfe seines Computers hat ein Wissenschaftler nach eigenen Angaben vermutlich ein bislang unbekanntes Werk des englischen Dichters William Shakespeare entdeckt. Wie Donald Foster am Samstag auf der Jahrestagung der Vereinigung für Moderne Sprache in Chicago berichtete, stieß er bereits 1981 in der Universitätsbibliothek von Oxford auf das Gedicht. Die Elegie mit dem Titel „A Funerall Elegye in Memory of the late Vertuous Maister William Peeter“ handelt vom Tod eines jungen Schauspielers im Jahre 1612. Sollte das 578 Zeilen lange Klagegedicht offiziell als Arbeit Shakespeares anerkannt werden, könne man nicht gerade von einem Meisterwerk des Dichters sprechen, sagte Foster. Der Herausgeber der Shakespeare-Sonette, Thomas Thorpe, habe die Elegie 1612 in einem Londoner Register für Urheberrechte unter den Initialen „W.S.“ eingetragen. Seine letzten Stücke verfaßte der Lyriker und Dramatiker etwa

zur gleichen Zeit, bevor er 1616 starb. Der Experte vom Vassar-College überprüfte das Werk mit einem eigens von ihm entwickelten Computerprogramm, mit dem er tatsächlich von Shakespeare geschriebene Gedichte von falschen Zuordnungen unterscheiden will. Das Programm mit dem Namen Shaxicon vergleicht die Wortwahl und den Stil von Shakespeare und 50 anderen Dichtern seiner Zeit mit dem eingegebenen Text, indem es Übereinstimmungen herausfiltert. Die Elegie ließ sich nach Angaben Fosters in allen 17 Tests, in denen der Text systematisch im Shaxicon abgetastet und zerlegt wurde, Shakespeare zuordnen. In mehr als fünf Jahren sei dies mit dem Werk keines anderen Autors gelungen.

Ein Nachschlag zum 100. Geburtstag des Kinos: Das Jahr 1995 hat der US-Filmindustrie im eigenen Land einen Einnahmerekord in Höhe von rund 5,5 Milliarden Dollar (acht Milliarden Mark) beschert. An der Spitze der Erfolgsproduktionen lagen nach der offiziellen Jahresbilanz die zum Teil am Computer animierten Streifen „Batman Forever“ mit einem Einspielergebnis von 184 Millionen Dollar (265 Millionen Mark) und „Apollo 13“ mit 172 Millionen Dollar (250 Millionen Mark). Tom Hanks dürfte für seine Rolle in dem Weltraumabenteuer ein weiteres Mal für den „Oscar“ nominiert werden. Der Disney-Film „Pocahontas“ spielte 141 Millionen Dollar (200 Millionen Mark) ein.

Ebenfalls 1995 im Trend: Musik mit deutschen Texten. An der Spitze der „neuen Deutsch-Bewegung“ (dpa) steht derzeit die südddeutsche Gruppe Pur, die im letzten Jahr über zwei Millionen Tonträger verkaufte. Herbert Grönemeyer stellte einen neuen Rekord auf und behauptete sich mit den Live-Alben „Unplugged“ und „Live“ in den Top Ten der Album Charts. Mittlerweile wurden diese beiden Alben insgesamt über 800 000mal verkauft. Auch die Fantastischen Vier mit ihrem Album „Lauschgift“, die Ärzte mit „Planet Punk“ und Bap mit „Wahnsinn – die Hits von 79–95“ trugen mit dazu bei, den nationalen Anteil in den Charts auf zeitweise über fünfzig Prozent zu bringen. Einen positiven Nebeneffekt des Deutsch- Booms melden die Händler: Sie registrieren, daß wieder mehr ältere Musikfans in die Geschäfte kommen. „So haben die über Vierzigjährigen die Schallplattenläden in Deutschland neu entdeckt“ (dpa).

Neues von der Vereinigungsfront um Ringo, Paul, George und den virtuellen John: Nach den Dokumentationen der „Beatles“ auf Platte und im Fernsehen meldet sich auch Yoko Ono zurück. Nach zehn Jahren ging die 62jährige wieder in ein Studio, um eine neue Soloplatte aufzunehmen. Vor allem ihr Sohn Sean drängte Yoko dazu. Er begleitet seine Mutter mit der Band „IMA“ für das Album „Rising“, teilte Spin Records mit. Auf der Platte sind auch Songs zu hören, die Yoko Ono für ein Theaterstück komponiert hat.