Zensuren im Fach Sport sollten wegfallen

■ betr.: „Schüler können nicht mehr gehen“, taz vom 30./31. 12. 95

Der Sportlehrerverband will eine „konzertierte Aktion“ um den Schulsport zu retten. Ich bin Schüler der 13. Jahrgangsstufe an einem Gymnasium und seit Jahren Opfer eines verkorksten Sportunterrichtes. Die Abschaffung dieses Faches würde ich sehr begrüßen. Statt dessen sollten Schüler Arbeitsgemeinschaften wählen können, die dem Zweck, das heißt der Erhaltung der motorischen Fähigkeiten, ebenso dienen würden. Zensuren sollten im Fach Sport ganz wegfallen. Die Bezahlung der Lehrer kann dann halbiert und die Sportkurse können so geteilt werden.

Seit Jahren beobachte ich, daß es im Sportunterricht nicht um „Spaß“, „Bewegung“ oder „Miteinander“ geht. Das wollen die Lehrer auch gar nicht. Getrimmt wird auf das Gewinnen von Spielen, das Erreichen neuer Bestmarken und das Aufstellen eines Stufenrekords. In Elternbriefen werden regelrechte Rankings veröffentlicht, wer am schnellsten gelaufen oder am höchsten gesprungen ist. Die Sportstunden werden oft genutzt, um Einzelprüfungen durchzuführen. Der Rest des Kurses ist dann „arbeitslos“.

Die Notengebung ist ungerecht, weil sie zum Beispiel in der Leichtathletik nur Marken, nicht aber individuelle Verbesserungen berücksichtigt. In einem Halbjahr wurden mir gar keine Noten gegeben – bis auf die Zeugniszensur. Eine schriftliche Anfechtung des Zeugnisses brachte mir dann eine Nachprüfung. All das hat mit Sport nichts mehr zu tun. [...] Jochen Zenthöfer, Bad Breisig