Medienmacht als Kriegsmotor

■ Die Medienmonopole in Exjugoslawien sollen fallen

Wien (dpa) – Die Gleichschaltung der Medien durch die jeweiligen Machthaber, einer der wichtigsten Kriegsmotoren im ehemaligen Jugoslawien, soll jetzt nachhaltig bekämpft werden. „Das ist eines der wichtigsten Probleme“, sagt die Sprecherin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Melissa Fleming. Die soeben in die jugoslawischen Nachfolgestaaten gereiste OSZE-Delegation benannte die Beseitigung der Medienvorherrschaft der Machthaber als eine wichtige Voraussetzung für echten Frieden in der Region.

Auch der US-Auslandssender Radio Free Europe in Prag arbeitet seit neuestem verstärkt in diese Richtung. Er hat kleine private Lokalsender angemietet, die das zweistündige Programm einer gesamtjugoslawischen Redaktion per Satellit in guter technischer Qualität ausstrahlen. Die Sendungen sind in Belgrad, Tuzla, Sarajevo und Podgorica zu hören.

Daß ein pluralistisches westliches Gegengewicht zu den Meinungsmonopolen der Balkan-Gewaltigen not tut, kann man auch dem soeben erschienenen Jahresbericht des Internationalen Presse Institutes (IPI) entnehmen, dem Verleger und Chefredakteure aus der ganzen Welt angehören. Vor allem in den Republiken Serbien und Kroatien, weniger stark aber auch in Bosnien und Mazedonien „bleibt die Kontrolle über die Medien ein zentraler Schlüssel zur Machterhaltung der Regime“.

„Der wahre Meister der Manipulation und Verwaltung der Balkan-Medien ist auch im vergangenen Jahr Serbiens Präsident Slobodan Milošević geblieben“, hat das IPI beobachtet. Besonders erwähnt ist hier die putschartige Übernahme der größten unabhängigen Belgrader Tageszeitung Borba durch den Staat. Die Neugründung der aufsässigen Borba- Journalisten – Nasa Borba (Unser Kampf) steckt wegen Anzeigenboykotts der von Milošević kontrollierten Wirtschaft sowie immer neuer Hindernisse bei der Produktion und im Vertrieb weiter in den Kinderschuhen. Milošević unterstützt demgegenüber kleine TV- Unterhaltungssender. Die Berichterstattung über die „große Politik“ will er allein dem von ihm streng kontrollierten serbischen Staatsfernsehen sichern.

Ähnlich sieht es nach Angaben des IPI in Kroatien aus, wo Staatschef Franjo Tudjman durch den „Mißbrauch des Fernsehens“ die Wahl für seine „Kroatische Demokratische Gemeinschaft“ entschied. Die wenigen unabhängigen Pressetitel wie die satirische Wochenzeitung Feral Tribune in Split oder Globus sehen sich ständiger vorgeschobener pornographischer Anklagen der Behörden ausgesetzt, berichtet das IPI. Thomas Brey