„Hängt die Idiotenkerle höher“

■ betr.: „Tokio, ein Rätsel“, taz vom 6./7. 1. 96

Japan-Hintergrundberichterstattung ist gut, denn wir wissen zuwenig über Japan. Aber, daß die taz Werbung für die Nabuyoshi- Araki-Ausstellung „Tokio Novelle“ im Wolfsburger Kunstmuseum macht, ohne Hintergründe zu beleuchten, ist mir, wie immer, ein Rätsel. Die Quasiübernahme des unsäglichen Katalogtextes zu den Fotografien von Araki, der als Besessener gefeiert wird, weil er junge Frauen in den verschiedensten Positionen an Stricken hängen läßt, scheint der taz ausreichend zu sein. Wenn die Frauen doch selbst dem Meister in Scharen hinterherlaufen, um ihm Modell stehen zu dürfen! „Ich habe das große Glück, daß meine Opfer mir quasi ohne eigenes Zutun in die Falle gehen. Sie kommen zu mir, verlangen ihre Ermordung. Ja, ich bin ein Genie, aber dann auch bloß wieder nur Erfüllungsgehilfe des Schicksals, verstehen Sie?“ (O-Ton des Meisters aus dem Katalog.)

Na, wenn das so ist, dann dürfen sich doch alle an der Kunst erfreuen, die er daraus macht, zumal laut taz er täglich hundertfach fotografiert, „was ihm vor die Linse kommt“. Aha, so ist das rätselhafte ferne Tokio, dort hängen die Frauen arrangiert gefesselt in der Gegend rum! Künstler dieser Art können den Museen und seinen Kunstprotagonisten (inklusive taz) wahrlich dankbar sein für solch harmlose Gratiswerbung. Aber Obacht: Obsessive feministische Künstlerinnen, die dazu aufriefen: „Hängt die Idiotenkerle höher!“ und sie dabei ästhetisch fotografierten ... würden wohl was von den KritikerInnen erhalten? Genau: die gelbe P.C.-Karte! Very much wanted! by Halina Bendkowski, Berlin