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Kaum totzukriegen

■ Die „Große Oper Polen“ vs. „Die Zauberflöte“: Mozarts Musik überlebte die „aktuelle“ Inszenierung mit viel Donner & Blitz

„Dürfen's denn nicht ein paar weniger sein?“ fragte Bremens neue Kultursenatorin Kahrs unlängst in Bezug auf die Scheinwerfer und die Beleuchtungsproben im Bremer Theater. Eine klare Antwort hätte sie bei der jüngsten „Zauberflöte“-Inszenierung bekommen können. In der Version der „Großen Oper Polen“, letzten Donnerstag zu Gast im Congress-Centrum, gab es Blitze und Feuer, grelle Sonne und dunkle Nacht, daß es eine helle Freude war. Das aber war–s dann auch schon.

„Die aktuelle Inszenierung“ wird von dieser Gastspielproduktion behauptet. Aber was der Österreicher Willi Bernhart da aneinandergereiht hat, läßt die reinen Fakten der Geschichte noch nicht einmal ahnen. Von jedweden Aspekten einer Deutung des Werkes, das in seinem Kompositionsjahr 1791 mit Sicherheit auch eine historisch-politische Parabel war, ganz zu schweigen.

In der Zauberflöte werden unterschiedliche Positionen von Macht und Gewalt, auch von Rassismus und Terror gezeigt: Sarastro setzt seine aufklärerische Sonnenwelt mit Gehirnwäschemethoden durch, verhängt auch schnell mal die Prügelstrafe. Die Königin der Nacht will Paminas Mordbereitschaft gegenüber Sarastro erzwingen. Pamina entgeht der Vergewaltigung durch Monostatos buchstäblich in letzter Sekunde. Pamina und Papageno wollen sich umbringen, weil sie nicht mehr aus noch ein wissen. Tamino und Pamina treffen sich wieder in einer Situation, die an seelischer Spannung kaum zu überbieten ist. Der in diesem Werk verhandene Reichtum an widersprüchlichem menschlichen Verhalten, der für die größten Regisseure immer wieder eine harte Nuß ist, wird in dieser Aufführung ganz einfach gelöst: auftreten, singen, abtreten.

Die Ausdrucksgesten der SängerInnen reduzierten sich auf ein „Hände heben und Hände senken“ in immer gleichem Tempo. Da war man dann schon froh, wenn Pagageno und Papagena ein bißchen aufdrehten, wenngleich in klischeehafter Vorstadttheatermanier: Lustig war das. Gesungen wurde ... na ja, man kann–s so stehen lassen, auch wenn Sarastro die Tiefe fehlte – ausgerechnet – und die Königin der Nacht ihren Koloraturen mit einem Körperschwung von unten nachhelfen mußte.

Der Regisseur verläßt sich in einem irgendwie wohl mythisch gemeinten Ägyptenambiente mit viel Gold (Sarastro) und Silber (Königin der Nacht) auf die Musik von Mozart. Aber diese verfügt zum Glück in allen ihren Dimensionen über eine Symbolkraft, die kaum totzukriegen ist. Und die auch in dieser Aufführung unter der Leitung von Marek Tracz, der ganz im Dunkeln dirigierte, passabel klang, mit deutlicher Verschlechterung gegen Ende. Auch ihr fehlte letztendlich die Dramaturgie, die die geistigen Dimensionen dieses großen Werkes hätte entfalten können.

Diese Art von Produktionen bedienen die Wunschkonzertmentalität für schöne Arien, den reinen Unterhaltungswert ach so harmonischer Musik. Mit dem Werk haben sie (fast) nichts zu tun. Ute Schalz-Laurenze

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