Jetzt wird wieder in die Sterne geguckt

■ US-Astronomen entdecken Planeten und hoffen auf außerirdische Kollegen

San Antonio (wps) – Sternengucker dürfen jubeln: Es gibt möglicherweise wirklich außerirdisches Leben. Auf einem Treffen der „Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft“ in San Antonio (Texas) präsentierten Wissenschaftler am Mittwoch Belege, daß auf zwei kürzlich entdeckten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems die richtigen Verhältnisse für das Vorhandensein komplexer Moleküle existieren. Es sei alles von Kohlenwasserstoffen über Wasser bis zu organischem Leben denkbar, meinten die aufgeregten Forscher. „Wahrlich, wir stehen an der Morgenröte einer neuen Ära“, freute sich Alan Boss vom Washingtoner Carnegie-Institut.

Die Planeten liegen rund 35 Lichtjahre von der Erde entfernt – einer kreist um die Sonne „70 Virginis“ im Jungfrau-Sternbild, einer um die „47 Ursae Majoris“ im Großen Bären. „70 Virginis“ ist unserer Sonne sehr ähnlich, wenn auch drei Milliarden Jahre älter. Beide Planeten sind sehr groß – jeweils neunmal und dreimal so groß wie Jupiter. Der Planet im Großen Bären soll an der Oberfläche seiner Atmosphäre eine Temperatur von minus 80 Grad Celsius haben, sagte Astronom Paul Butler. „Aber unter der Oberfläche müßte es eine Zone geben, wo die Temperatur auf flüssiges Wasser paßt“, meinte er. „Es wird einen Dampfkessel geben, wo organische Moleküle in Wasser kochen.“ Ob die Planeten auch eine feste Oberfläche besitzen oder lediglich wie Jupiter aus Gas bestehen, ist noch unklar. Auch Jupiter enthält Wasser in seiner Atmosphäre, aber kein Leben. Die Hoffnungen der Forscher konzentrieren sich jetzt auf mögliche noch zu findende Monde der beiden neuen Planeten.

Daß überhaupt in anderen Sonnensystemen Planeten entdeckt werden, ist eine relativ neue Angelegenheit. Der erste wurde erst im vergangenen Oktober identifiziert. Mit den beiden neuen sind jetzt drei bekannt. Forscher rechnen mit der Entdeckung zahlreicher weiterer Planeten, sobald sie weit genug ins All gucken können.

Die Suche nach dem Planeten im Großen Bären hatte volle acht Jahre gedauert, und entsprechend begeistert sind jetzt die Astronomen. Sie nannten ihre Entdeckung „die Krönung von 500 Jahren Wissenschaftsgeschichte“. Aber es werde wohl noch zehn oder zwanzig Jahre dauern, bis die Frage nach der Existenz außerirdischen Lebens beantwortet werden könne. Bis dahin haben die verantwortlichen Astronomen Geoffrey Marcy und Paul Butler schon mal die Genugtuung, sich nicht mehr um Forschungsgelder sorgen zu müssen. Die „National Science Foundation“ hat mehr Geld versprochen, die Universität Berkeley schenkt Computerzeit, und eine Computerfirma hält sich als Sponsor bereit.