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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenGoliath meets David

Am 12. Januar ist etwas passiert, das es eigentlich nicht hätte geben dürfen: Eine kleine private Radio-Station in Bremen ist auf Sendung gegangen. „Kommerzfunk“ schimpft die Frankfurter Rundschau, ein gänzlich unkommerzielles Blatt. „Unmöglich“ schimpft Hermann Vinke, der Hörfunk-Direktor von Radio Bremen, daß dem Deutschlandfunk, diesem Massenprogramm aus Köln, täglich dreieinhalb Stunden weggenommen werden. Bisher wurden alle neuen Frequenzen in Bremen an Radio Bremen oder solche Sender gegeben, deren Einschaltquote nicht über ein Prozent zu klettern verspricht.

Und nun das. Keine Berichterstattung, das war die Devise, die im Hörfunk-Programm bei Radio Bremen ausgegeben wurde. Was nicht sein darf, das findet nicht statt, das ist die Macht der Medien.

Und dann, am Morgen des 12. Januar, interviewte Gerald Sammet die Esther Busch, Chefin dieses unmöglichen Senders, im Journal am Morgen. Programmdirektor Vinke stürzt gleich nach dem Interview aus seinem Dienstzimmer – trifft auf den fröhlich schlendernden Sammet, der seinen Studio-Gast höflich hinausbegleitet. Sammet stellt dem Programmchef höflich die Dame an seiner Seite vor, nichtsahnend und lächelnd, Vinke faßt sich, bittet den Redakteur mit eindeutiger Bestimmtheit und sofort zum Termin in sein Dienstzimmer.

Was da hinter verschlossener Tür passiert ist, wissen nur zwei. Sammet sei nach allen Regeln der Kunst zusammengeschissen worden, wird auf den Fluren von Radio Bremen erzählt, aber immerhin konnte er einwenden, daß er nichts davon wußte, daß das klitzekleine Privatradio in Bremen nicht stattfinden sollte bei dem großen Monopolsender Radio Bremen. Wo es weniger um die Sache geht als um Hierarchien, ist sowas entscheidend.

Also mußte der Wellenchef des Kultur-Programms, Dr. Jochen Schütt, zum Rapport ins Dienstzimmer des Programmdirektors Hörfunk und Rechenschaft darüber ablegen, warum sowas passieren konnte.

Und dann abends Buten&Binnen. Da war die Debatte „Totschweigen oder berichten“ anders ausgegangen. Leicht süffisant, von ganz oben, fiel der Film aus, aber zur besten Sendezeit – ganz am Anfang des Regionalmagazins. Und dann auch noch die sympatische Programmchefin von 107.1 so lange im Bild, und Finanzsenator Ulrich Nölle lächelnd in dem Privatradio-Studio... Intendant Klostermeier hat getobt, erzählte man hinter vorgehaltener Hand

Rosi Roland

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