Rassistisch motivierter Angriff verhindert

■ Fünfzehn betrunkene Skinheads wollten zwei Schwarze in der S-Bahn mit Baseballschlägern verprügeln. Zwei Wachdienstleute stellten sich ihnen entgegen

Am späten Freitagabend haben zwei S-Bahn-Sicherheitsleute einen Übergiff von fünfzehn Skins auf zwei Fahrgäste der Linie 8 verhindert. Dabei wurde ein Wachmann durch mehrere Fußtritte in den Unterleib verletzt. Die Polizei konnte vor dem Bahnhof Pankow- Heinersdorf, auf dem sich der Vorfall zutrug, acht Skins im Alter von 16 bis 25 Jahren festnehmen. Nach einer Blutprobe und einer erkennungsdienstlichen Behandlung wurden sie wieder entlassen. Das Landeskriminalamt hat Ermittlungen wegen Verdachts des Landfriedensbruchs eingeleitet.

Die angetrunkenen, männlichen Skins im letzten Wagen der S 8 in Richtung Grünau waren ab der Station Buch registriert worden. Eine Station später stiegen die beiden Männer vom Wachdienst in den vorletzten Wagen zu. Sie sahen, wie die Skins in dem Wagen mit abgebrochenen Bierflaschen Sitze aufschlitzten. Bei der Station Pankow-Heinersdorf wollten die Skins in den vorderen Wagen wechseln. Offensichtlich hatten sie es auf zwei dunkelhäutige Fahrgäste abgesehen. „Euch hängen wir auf, euch bringen wir um“! riefen sie. Manche drohten mit Baseballschlägern, andere machten den Hitler-Gruß. Die Sicherheitsleute versuchten vergeblich, die Türen zuzuhalten. Sie konnten aber ein Eindringen der Skins in den Wagen verhindern. Die Rechtsradikalen bespuckten die beiden Männer, bezeichneten sie als „Elite-Truppe Helmut Kohls“ und traten einem mehrmals mit Springerstiefeln in den Unterleib. Dabei erlitt der 42jährige Wachmann starke Prellungen und mußte später im Krankenhaus Pankow behandelt werden. Er konnte noch in der Nacht zum Samstag entlassen werden.

Die S-Bahn fuhr weiter. Die Skins blieben auf dem Bahnhof Pankow-Heinersdorf zurück und schlugen hier – vermutlich mit einem Baseballschläger – eine Glasscheibe zum Bahnhofsaufgang ein, ehe die Polizei eintraf.

Die Wachmänner begleiteten die beiden Schwarzen noch bis zur nächsten Station, Pankow. Die fünfzehn Fahrgäste des Wagens, von denen keiner den Wachmännern zur Hilfe geeilt war, bedankten sich bei beiden Männern. „Das würde ich jederzeit wieder machen“, sagt der verletzte Wachmann, „schließlich ist es mein Job, die Fahrgäste zu schützen.“ Die Verletzung ordnet er als Berufsrisiko ein.

Die beiden Wachleute gehören zu dem Sicherheitsdienst, der seit 1. Januar für ein neues Sicherheitskonzept der S-Bahn geradesteht: den Fahrgastschutz. Über 200 Wachmänner sollen Übergriffe in den Wagen und auf den Bahnsteigen verhindern helfen. Das tun sie in erster Linie, indem sie in den Zügen mitfahren. Unbewaffnet, ohne Hund, aber uniformiert.

Die S 8 gilt als eine besonders gefährliche Linie. Im April 1995 wurden zwei Jugendliche, die Anti-Nazi-Sticker trugen, zusammengeschlagen, und im September 1994 warfen vermutlich Skins einen Ghanaer aus einem fahrenden Zug. Christoph Oellers