Einer oder keiner?

■ Drogen-Einrichtungen und Behörden streiten um Fixerräume in St. Georg

St. Georg braucht eine weitere Entlastung von der Drogenszene. Dies war bisher Konsens zwischen der Behörde für Arbeit Gesundheit und Soziales (BAGS), der Stadtentwicklungsbehörde, dem Bezirksamt Mitte, Bürger- und Einwohnerverein und den Drogeneinrichtungen. Deshalb solle die Drogenhilfseinrichtung Drob Inn größere Räume im Stadtteil erhalten und ein Fixerraum am Rande St. Georgs eingerichtet werden.

Dieser Konsens werde nun von BAGS und Bezirk Mitte zu Grabe getragen, sagen die Drogeneinrichtungen Drob Inn und Freiraum. Denn in einer Sitzung der Bezirksversammlung Mitte wurde den Bezirksabgeordneten am 16. Januar ein Projekt vorgestellt, daß bei den Drogenfachleuten für Unmut sorgte: Das Drob Inn soll ins Automuseum hinter dem ZOB, dessen Betreiberin im Juni 1996 aufgibt. Dort soll auch der Gesundheitsraum eingerichtet werden, in dem Fixer unter hygienischen Bedingungen und medizinischer Aufsicht ihren Stoff konsumieren können sollen.

Für die Drogeneinrichtungen ist das eine Horrorvision: Die Szene würde sich dort konzentrieren, „der Ansturm von täglich 500 bis 800 Abhängigen ist fachlich nicht zu bewältigen“, erklärt Norbert Dworsky von Freiraum. Ein ähnlicher Ansturm auf das Drob Inn hatte 1992 fast zu einem Kollaps geführt. Die Einrichtung mußte mehrere Wochen geschlossen werden, um einen für Anwohner, Abhängige und Mitarbeiter vertretbaren Neuanfang zu organisieren. Deshalb sollte das Drob Inn diesmal erst einen Gesundheitsraum erhalten, wenn andernorts an der Peripherie St. Georgs bereits einer eingerichtet ist.

Auch die Erfahrungen aus den drei Hamburger-Gesundheitsräumen, deren Träger Freiraum ist, zeigen, daß Fixerräume nur in überschaubaren Größenordnungen sinnvoll arbeiten könnten, so die Drogenfachleute.

„Wir würden auch ganz gerne zwei Gesundheitsräume haben“, erklärte die Sprecherin der Gesundheitsbehörde, Tordis Batscheider. Da es aber Probleme mit dem Standort gebe, sei einer besser als gar keiner. Deshalb verstehe man in der Behörde die Verweigerungshaltung der Einrichtungen nicht.

Patricia Faller