Als „Gurke“ fast amüsant

■ betr.: „Riesenaugenbrauerei an deutschen Unis“, taz vom 13./14. 1. 96, LeserInnenbriefe dazu, taz vom 19. 1.96,

Dahlmüller fragt, wie er die Frau seines Lebens kennenlernen soll ohne taxierende Blicke, anzügliche Bemerkungen etc. Hierzu möchte ich ihm empfehlen, beispielsweise einfach den Hosenlatz offenstehen zu lassen. Das wird potentielle Interessentinnen sicher anlocken. Auch das Offenstehenlassen von Hemdenknöpfen (mindestens sieben, von oben gezählt) erfüllt den Zweck, ihn als Kontaktaufnahmebereiten zu outen, vor allem in Hochschulkreisen. Viel Spaß bei der Anmache. Bettina Naumann, Berlin

Ihr könnt Euch in dem oben genannten Artikel eigentlich nur in der Rubrik geirrt haben. Sicher sollte er doch als „Gurke des Tages“ erscheinen, oder? Als solche kann frau Götz Dahlmüller jedenfalls nur bezeichnen – dann ist es fast amüsant –, oder ist der Text vielleicht von „Five appeal“ aus ihrem Programm „Können Frauen denken?“. Barbara Hoffmann, Berlin

[...] Ohne die Problematik der „sexuellen Gewalt“ bagatellisieren zu wollen, doch mir scheint, daß einige der Entrüsteten eher ihre psychologischen Ambitionen befriedigen wollen. Da wird von „Kastrationsängsten“ und „Ausleben patriarchalischer Privilegien“ geschwafelt, ganz so, als hätten wir es mit einer wissenschaftlichen (politisch unkorrekten) Abhandlung zu der Thematik zu tun. Da grenzt es fast schon an ein Wunder, daß noch niemand auf den Gedanken gekommen ist, die „Gurke“ tiefenpsychologisch zu ergründen! Martin Schechtel, Warendorf

[...] In dem Versuch, den Götz Dahlmüller in die schlimme Ecke zu stellen, greifen die Empörten aller Geschlechter zu unlauteren Mitteln, indem sie blindwütig und maßlos übertreiben. Natürlich überschreitet es unsere Vorstellungen von vertretbaren Verhaltensmodi, wenn jemand der Penis oder der Busen vermessen wird. Nichts davon aber findet sich in den Darstellungen vom lieben Götz. Hier tauchen projizierte Feindbilder auf, die Haßphantasien entspringen.

Entscheidend und wohl auch eigentlich als taxierend gemeint ist, daß eine sexuelle Assoziation stattfindet im Alltagskontext, also in einem Raum, in dem Sexualität verboten ist. Sexualität gehört ins abgedunkelte Schlafzimmer, ist nämlich unanständig. Abgedunkelt muß das Schlafzimmer sein, weil sonst der Blick auf den nackten Busen fallen könnte und somit vor dem Beischlaf noch sexuelle Gewalt stattfindet. [...] Leander Moje, Kiel