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Gurke des Tages

Zum Schluß hatten sie kaum noch Interviewpartner gefunden, die bereit waren, ihren fortwährenden Nullnummer-Produktionen aktuelles O-Ton-Material zu liefern. Jetzt könnten die 70 Redaktionsmitglieder von Ergo selbst begehrte Gesprächspartner werden: Seit Herbst 1993 probten sie unter Ausschluß der Öffentlichkeit Woche für Woche den Ernstfall, daß ihr Nachrichtenmagazin tatsächlich gedruckt und an die Kioske ausgeliefert würde. Nun sind sie erlöst. Am Freitag erklärte der Bauer-Verlag die wohl längste Probezeit der deutschen Zeitungsgeschichte endlich für beendet: Ergo wird eingestellt, die Projektredaktion aufgelöst.

Der von Verleger Heinrich Bauer für die Marktführerschaft gegenüber Spiegel und Focus angestrebte hohe Anspruch sei mit den Ergo-Nullnummern bis zum Schluß nicht erreicht worden, hieß es in der Mitteilung. Zudem konnte nach der Trennung von den Chefredakteuren Wolfgang Volz und Michael Gatermann offenbar kein geeigneter neuer Redaktionsleiter für weitere journalistische Trockenübungen mehr gefunden werden.

„Der Lernprozeß hat länger gedauert“, gab Köster zu. Nach Schätzungen der Branche verlor der Bauer-Verlag, der sich mit diesem Projekt einen Namen im Marktsegment des Qualitätsjournalismus machen wollte, mit Ergo monatlich mehr als drei Millionen Mark.

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